Religionen in Indien - Gefahr für Christen

Stichwort

Indien mit heute über 1,1 Milliarden Einwohnern ist Wiege und Heimat vieler Religionen. Die "größte Demokratie der Welt" ist stolz auf ihre religiöse Toleranz. Zwischen dem 16. April und dem 13. Mai werden wieder ein Nationalparlament und viele Regionalparlamente gewählt.

 (DR)

Die Verfassung von 1950 schreibt die Trennung von Staat und Religion fest. Die Balance gerät jedoch immer wieder ins Wanken, und es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen, oftmals angefacht durch skrupellose Politiker. Mit Argwohn sehen etwa die religiösen Minderheiten, dass sich die große Oppositionspartei BJP zum Hinduismus bekennt.

Im nordöstlichen Bundesstaat Orissa brach im September ein schwelender Konflikt zwischen Hindus und Christen offen aus. Anlass war die Ermordung eines Hindu-Extremisten durch Unbekannte. Kirchen wurden in Brand gesteckt, Häuser geplündert und Menschen getötet. Tausende Christen flüchteten in die Wälder. Weil die Lage weiter angespannt ist, baten christliche Gemeinden um eine Verschiebung der Wahl im Distrikt Kandhamal. 22.000 Menschen trauten sich offenbar noch nicht zurück. Sie könnten ihre Stimme daher nicht abgeben.

Der Hinduismus ist die prägende Religion Indiens, der rund 80 Prozent der Einwohner folgen. Die größten Minderheiten sind die Muslime und die Christen. Zum Islam bekennen sich etwa 14 Prozent (150 Millionen) der Inder. Die Christen stellen 2,4 Prozent der Bevölkerung, 26 Millionen Menschen. Rund zwei Drittel gehören zur katholischen Kirche, ein Drittel ist protestantischen Glaubens. Die Gemeinschaft der Sikhs umfasst rund 17 Millionen Menschen. Die Buddhisten und die Jainisten kommen zusammen auf elf Millionen. Daneben gibt es kleine Gruppen von Juden, Parsen, Bahais und Anhänger weiterer Religionen.

Streitpunkt ist immer wieder der Übertritt von Hindus zu anderen Religionen. In manchen Bundesstaaten steht der Glaubenswechsel unter Strafe, wenn er durch Druck erfolgt. Dies kann nach Einschätzung von Kirchen zu Willkür-Urteilen gegen Christen führen. Für kastenlose Hindus haben Christentum, Islam und Buddhismus auch deshalb eine hohe Anziehungskraft, weil sie der Diskriminierung durch obere Kasten zu entfliehen hoffen.