Lukaschenko zeigt im Vatikan sein freundliches Gesicht

"Positives Klima"

Weißrusslands Staatspräsident Alexander Lukaschenko ist am Montag von Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen worden. In dem Vieraugen-Gespräch ging es unter anderem um "einige innere Probleme" Weißrusslands, die Situation der katholischen Kirche im Land sowie Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit beider Seiten, wie der Vatikan im Anschluss mitteilte.

 (DR)

Der Vatikan-Besuch ist eingebunden in eine Italien-Visite Lukaschenkos. Es handelt sich um seine erste Reise in ein EU-Land seit mehr als zehn Jahren. Dem seit 1994 regierenden Staatschef werden Menschenrechtsverletzungen und Wahlfälschung vorgeworfen. Die EU und die USA haben wiederholt Sanktionen gegen Weißrussland verhängt, diese aber zuletzt teilweise ausgesetzt. So hob Brüssel im Oktober das Einreiseverbot gegen Lukaschenko vorläufig auf, Washington hält es bis heute aufrecht.

Als Gastgeschenk überreichte der als Atheist geltende Lukaschenko dem Papst eine traditionell gefertigte weißrussische Ikone mit dem Abbild Jesu. Begleitet wurde das Staatsoberhaupt neben einer Delegation von Regierungsvertretern und diplomatischen Mitarbeitern auch von seinem fünfjährigen Sohn Nikola, der dem Papst sein mitgebrachtes ABC-Buch schenkte.

Das Gespräch sei in einem «positiven Klima» verlaufen, heißt es in der Stellungnahme des Vatikan. Man habe über das Verhältnis von Glaube und Vernunft sowie über den ökumenischen und interkulturellen Dialog gesprochen. Weitere Themen der Unterhaltung seien Fragen der internationalen Friedens- und Entwicklungspolitik gewesen. Mit Blick auf die katholische Kirche in Weißrussland sei auch das friedliche Zusammenleben mit den orthodoxen Gläubigen und anderen Konfessionen betont worden. Zum Abschied lud der Präsident den Papst zu einem Besuch ein. «Wir sehen uns in Weißrussland, so Gott will», sagte Lukaschenko.

Nach der rund 25-minütigen Unterredung traf der Präsident auch mit Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone zusammen. Lukaschenko war zum ersten Mal zu Besuch im Vatikan. An dem Gespräch nahmen auch beiden Außenminister Erzbischof Dominique Mamberti und Sergei Martinov teil.

Nach weißrussischen Angaben sprach Lukaschenko mit Bertone über einen Kooperationsvertrag mit dem Heiligen Stuhl. Beide Seiten hätten ihr Interesse an einer Förderung der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft, Kultur, Archive und Bibliotheken betont, so der Vize-Außenminister und Vatikan-Botschafter Weißrusslands, Sergei Aleinik, laut staatlicher Nachrichtenagentur Belta. Der Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz wertete die Papstaudienz für Lukaschenko als großes Ereignis. Sie könne die Chancen für die Zusammenarbeit Weißrusslands mit der Welt vergrößern, zitierten ihn polnische Medien.

Am Montagabend wollte Lukaschenko mit Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi und Außenminister Franco Frattini zusammenkommen.