20.000 gehen in Hannover auf die Straße - Neonazi-Aufmärsche in Mainz und Ulm blockiert

Tausende demonstrieren am 1. Mai gegen Rechts

In mehreren deutschen Städten haben am Freitag Tausende Menschen gegen Neonazi-Aufmärsche demonstriert. In Hannover gingen rund 20.000 Menschen am 1. Mai auf die Straße, um Rechtsextremisten die "Rote Karte" zu zeigen. Eine geplante Versammlung von etwa 1.000 Neonazis in der Stadt war von der Justiz aber verboten worden. Auch in Berlin, Mainz, Magdeburg, Ulm und anderen Orten riefen Gewerkschaften, Kirchen und Parteien zum Protest auf. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) forderte einen neuen Anlauf für ein NPD-Verbotsverfahren.

 (DR)

Bei der Kundgebung in Hannover sprach Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) von einem deutlichen Signal gegen Rassismus. Er erinnerte zugleich die Unternehmen an ihre Verantwortung für ihre Beschäftigten und für ihren Standort. Die Demonstration war mit der traditionellen Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes verbunden. Juden und Palästinenser protestierten Seite an Seite gegen Antisemitismus.

Der stellvertretende evangelisch-lutherische Stadtsuperintendent Thomas Höflich sagte, der Protest gegen Rechtsextremismus komme aus dem Kern des christlichen Glaubens. «Wir müssen zusammenstehen, wenn der braune Ungeist sein Haupt erhebt.» Bereits am Morgen hatten sich etwa 700 Christen zu vier ökumenischen Andachten versammelt.

In Berlin protestierten mehr als 1.000 Menschen gegen eine Veranstaltung der rechtsextremen NPD im Stadtteil Köpenick, an der nach Polizeiangaben 350 Sympathisanten teilnahmen. Die Aktionen verliefen bis auf eine kurzzeitige Blockade der S-Bahn-Gleise durch eine Gruppe Autonomer weitgehend friedlich. Die Linkspartei warf der Polizei dagegen massive Gewalt gegen Blockierer vor.

In Ulm blockierten Gegendemonstranten einen Aufmarsch von 1.000 Sympathisanten der NPD-Jugendorganisation «Junge Nationaldemokraten». Die Polizei ging gegen linke Autonome vor und versuchte sie, vom Demonstrationszug des Deutschen Gewerktschaftsbundes auszuschließen. Daran hatten sich 4.000 Menschen beteiligt, zu einem bunten Fest der Bürgerbewegung «Ulm gegen Rechts» kamen nach örtlichen Medienberichten rund 10.000 Menschen.

In Mainz wurde ein geplanter Aufmarsch von Rechtsextremisten durch die Innenstadt abgesagt. Etwa 100 rechtsgerichtete Demonstranten konnten ihren Marsch nicht wie vorgesehen am Hauptbahnhof beginnen, weil sämtliche Zufahrtswege von Gegendemonstranten blockiert waren. Nach langwierigen Verhandlungen sagten die Veranstalter ihren Aufmarsch ab. Polizeiangaben zufolge hatten sich in Mainz 2.500 Gegner der Rechtsextremen versammelt. Es gab mehrere Zwischenfälle. Nach Polizeiangaben wurden etwa 50 Menschen vorläufig festgenommen.

Rund 10.000 Menschen nahmen in Magdeburg am traditionellen Begegnungsfest zur Erinnerung an die rassistischen «Himmelfahrtskrawalle» von 1994 teil. Zu den Höhepunkten der Feier gehörte ein ökumenischer Gottesdienst, bei dem Menschen verschiedener Nationalitäten mitwirkten. Vor 15 Jahren hatten Rechtsextremisten Ausländer durch die Stadt gejagt und schwer misshandelt.