ARD-Beitrag über die christlich-jüdischen Beziehungen

Besser als ihr Ruf

Als Geste der Versöhnung war die Aufhebung der Ex-Kommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft durch Papst Benedikt XVI. im Januar dieses Jahres gedacht. Was mehr Einheit in der Kirche stiften sollte, führte jedoch zu einer heftigen, international geführten Diskussion - war doch Richard Williamson, einer der wieder in die Kirche Aufgenommenen, nachweislich ein Holocaust-Leugner. Vom Erstarken des Antisemitismus in der Kirche war die Rede, und Papst Benedikt XVI. wurde von einigen gar verdächtigt, antisemitische Strömungen in der Kirche zu billigen.

Autor/in:
Monika Herrmann-Schiel
 (DR)

Wenige Tage vor dem Besuch des Papstes in Israel befasst sich Richard C. Schneider, ARD-Auslandskorrespondent in Tel Aviv, mit der Frage, wie es um die Beziehungen zwischen Juden und Christen bestellt ist. Auch geht es darum, welche Positionen der Papst und seine Kirche zum Judentum, zu den Juden von heute und zum jüdischen Staat beziehen. «Die ungleichen Brüder. Das schwierige Verhältnis von Juden und Christen» heißt sein Film, der am Mittwoch um 23.30 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird.

Der Film beleuchtet die Geschichte des christlichen Antijudaismus, der die Beziehungen noch immer überschattet, auch wenn die Konzilserklärung «Nostra aetate» im Jahre 1965 oder die katholische Vergebungsbitte im Heiligen Jahr 2000 zu tiefgreifenden Veränderungen geführt haben. Dazu kommen die Zeichen setzenden Besuche der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in den Synagogen von Rom, Köln und New York.

Schneider wollte wissen, wie das Verhältnis zwischen Christen und Juden angesichts der Debatten wirklich ist. Dazu rekapitulierte er die Ereignisse und sprach mit führenden christlichen und jüdischen Theologen. Sein Urteil mag manche nach den heftigen Diskussionen der vergangenen Monate überraschen. «Das Verhältnis ist sehr viel besser, als es erscheinen mag», erklärt Schneider. Die Vorgänge um Williamson versteht er als innerkirchliches Kommunikationsproblem, da sei «einfach nicht entsprechend recherchiert worden».

Zu deutlich hat Papst Benedikt XVI. immer wieder seine Haltung zum Judentum klargestellt. So in seiner Rede vor Vertretern amerikanischer Juden am 12. Februar 2009, als er in Hinblick auf seine Reise sagte: «Auch ich bereite mich darauf vor, Israel zu besuchen, ein Land, das sowohl den Christen als auch den Juden heilig ist, da dort die Wurzeln unseres Glaubens liegen.»

Der Film geht auch der Frage nach, warum Papst Benedikt XVI. anders als sein Vorgänger immer wieder kontroverse Diskussionen auslöst - und dies nicht nur in Bezug auf das katholisch-jüdische Verhältnis.

Als früherer Dramatiker und Schauspieler habe es Johannes Paul II. verstanden, Zeichen zu setzen, die verstanden wurden, meint Schneider. Benedikt XVI. dagegen sei ein Theologe, der nicht so gut Akzente nach außen setzen könne. Insoweit will der Film zeigen, dass allen Schwierigkeiten zum Trotz gute Chancen für das Verhältnis der «ungleichen Brüder» bestehen.

Hinweis: «Die ungleichen Brüder. Das schwierige Verhältnis von Juden und Christen». Film von Richard C. Schneider. ARD, Mi 6.5., 23.30 -
0.15 Uhr.