Israels Presse überwiegend positiv

"Salve Benedictus"

Zum Papstbesuch in Israel titelt die linksliberale Tageszeitung "Ha'aretz" am Montag mit der Schlagzeile "Historischer Versöhnungsbesuch". Die nüchterne politische Berichterstattung wird begleitet von bunten Elementen, etwa, wie die Stadtverwaltung mit "großem Getöse den Asphalt im christlichen Viertel der Altstadt blank schrubben lässt".

 (DR)

Nach Angaben des Presseamtes sind demnach bis Sonntag 786 Journalistenteams in Israel gelandet. Alle kleinen Hotels in der Altstadt seien ausgebucht. Dennoch beklagt das Tourismusministerium laut «Ha'aretz», dass lediglich 10.000 Pilger Benedikt XVI. begleiteten, nur halb so viele wie beim Besuch von Johannes Paul II. im Jahr 2000. Im hinteren Teil verrät der Chef des Restaurants «Rosini», was er für das Abendessen zu Ehren des Papstes und 300 geladener Gästen im Lateinischen Patriarchat vorbereite: einen palästinensischen Taboule-Salat, Lammfilet mit Kräutern, mit Risotto gefüllte Auberginen, Waldfrüchte und zum Abschluss bitteren Kaffee mit Baklawa.

Das Massenblatt «Jedijot Achronot» bringt den Papstbesuch erst auf Seite acht und spricht vom «Pop-Star»; am Vortag hatte die Zeitung den Papst noch als «nicht POP-ulär» bezeichnet. In einem großen Kommentar mit der lateinischen Überschrift «Salve, Benedictus» empfiehlt der Tel Aviver Historiker Aviad Kleinberg, die gehässigen Behauptungen über die vermeintliche «Nazi-Vergangenheit» des Papstes beiseitezulegen.

Benedikt XVI. habe zusammen mit seinem Vorgänger Johannes Paul II. «ein für alle Mal den Gottesmordvorwurf gegen die Juden begraben», so Kleinberg. Die Christenheit empfinde nach Ansicht des Kirchenoberhaupts eine «große religiöse Schuld am Volke Israel für alle bösen Taten der Vergangenheit», schreibt der Historiker und heißt den Papst erneut auf Lateinisch «willkommen im Namen Gottes»..

Die Rundfunknachrichten zählten am Montag alle Besuchspunkte des Kirchenoberhauptes auf und gaben Hinweise zu den gesperrten Straßen. Die Polizei werde energisch für öffentliche Ordnung sorgen und sich gleichzeitig bemühen, den Straßenverkehr trotz der Absperrungen aufrechtzuerhalten. Weiter hieß es, der israelische Innenminister habe das Ambassador-Hotel in Ostjerusalem räumen lassen, da dort die palästinensische Autonomiebehörde versucht habe, «widerrechtlich» ein Pressezentrum für ausländische Journalisten einrichten zu lassen.

Der israelische Rundfunk berichtete auch, der Knesset-Vorsitzende und damit zweite Mann im Staate Rubi Rivlin von der Likud-Partei werde seine Begegnungen mit dem Papst auf das «notwendige Minimum» reduzieren. «In jedem Fall wird dies ein umstrittener Besuch sein», kommentierte der Sender.