Kirche in Simbabwe hofft auf erfolgreichen Verfassungsprozess

"Das ist ein Wandel"

Die katholische Kirche in Simbabwe hofft auf einen Wandel unter der neuen Regierung von Morgan Tsvangirai. Für den Vertreter der Kirche beim Parlament in Harare, Edward Ndete, kommt nun alles darauf an, dass der Verfassungsprozess erfolgreich abgeschlossen wird. Die Katholische Nachrichten-Agentur sprach mit dem Geistlichen und studierten Juristen.

Autor/in:
Christoph Scholz
 (DR)

KNA: Father Ndete, wie ist die Lage der Zivilbevölkerung in Simbabwe unter der Einheitsregierung von Morgan Tsvangirai?
Ndete: Die Lage ist weiterhin sehr schwierig. Lehrer, Ärzte oder Akademiker verdienen gerade mal 100 US-Dollar im Monat. Da ist es bei durchschnittlich fünf Kindern und entsprechenden Lebenshaltungskosten äußerst schwierig, über die Runden zu kommen.
Aber es besteht Hoffnung auf Besserung.

KNA: Wie steht es um das Bildungs- und Gesundheitswesen?
Ndete: Von einer öffentlichen Gesundheitsversorgung kann keine Rede sein. Ärzte und Krankenschwestern in öffentlichen Einrichtungen erhalten keinen Lohn, und viele von ihnen sind nach Südafrika oder in anderen Nachbarländer abgewandert. Einige Unterstützung für Gehaltszahlungen kommt jetzt von der UN-Entwicklungsorganisaton UNDP. Nur die Missionshospitäler funktionieren, denn sie erhalten Unterstützung aus dem Ausland und von der Kirche. Dasselbe gilt für Missionsschulen.

KNA: Zeichnet sich dennoch unter der Regierung Tsvangirai ein Wandel ab?
Ndete: Es wäre zu kurz gegriffen, nur auf Tsvangirai zu schauen. Das ganze Volk hat bei den Wahlen gesprochen. Und dabei wurde deutlich, dass die Menschen genug hatten. Die Bürger haben für eine Zusammenarbeit der drei Parteien votiert. Das konnte auch Mugabe nicht mehr ignorieren.

KNA: Ist sein Handeln das Ergebnis wirklicher Einsicht oder nur taktisch begründet?
Ndete: Das ist sehr schwer zu beurteilen. In jedem Falle gilt aber, dass er lange Jahre nichts von einer neuen Verfassung hören wollte und nun dem Verfassungsprozess zugestimmt hat. Das ist ein Wandel, wenn auch vor allem durch den Druck der Bevölkerung. Wesentlich ist jetzt, dass der Verfassungsprozess erfolgreich abgeschlossen wird.

KNA: Wie sollte sich die internationale Staatengemeinschaft verhalten, besonders bei der Zahlung von Hilfsgeldern.
Ndete: Aus Sicht der Kirche sollten Hilfsgelder nicht direkt an den Staat gehen, sonst wandern sie in die Taschen Einzelner, die sich bereichern wollen. So wurde erst vor kurzem bekannt, dass etwa 50.000 Scheinbeamte in Gehaltslisten geführt wurden. Wenn also Geberländer das Gesundheits- oder Bildungswesen unterstützen wollen, müssen sie dafür sorgen, dass das Geld direkt an Krankenschwestern, Ärzte oder Lehrer gelangt.

KNA: Südafrika wurde unter Thabo Mbeki Tatenlosigkeit gegenüber Mugabe vorgeworfen. Wird sich das unter dem neuen Präsidenten Jacob Zuma ändern?
Ndete: Wir hoffen, dass Zuma sich anders verhält. Mbeki wusste, was geschah, schwieg aber. Die Dinge müssen beim Namen genannt werden.
Wir hoffen also, das Zuma bei Mugabe zumindest auf Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen drängt. Für uns hat Mbeki die Simbabwer betrogen.

KNA: Was erwarten Sie von Deutschland?
Ndete: Deutschland hat besondere Erfahrungen beim Übergang von einer Diktatur zur Demokratie. Deshalb hoffen wir vor allem auf diese Erfahrung für den Aufbau des Landes und den notwendigen Versöhnungsprozess. Das könnte etwa durch Austauschprogramme geschehen.

KNA: Welche Rolle spielt die Kirche in Simbabwe?
Ndete: Sie wird sich weiterhin in besonderer Weise einer Politik zugunsten der Armen widmen. Dabei wollen wir aber unsere Lobbyarbeit ausbauen und direkt mit den Parlamentariern ins Gespräch kommen.
Bislang konzentrierten wir uns fast ausschließlich auf die höchsten Regierungsämter - und erhielten nur Vertröstungen.

KNA: Unlängst war Papst Benedikt XVI. zu Besuch in Afrika. Welche Bedeutung hatte die Visite?
Ndete: Der Besuch war ein großer Segen für Afrika. Der Papst konnte mit eigenen Augen die Sehnsüchte und Bestrebungen der Menschen sehen. Für uns Afrikaner war es eine große Wohltat. Zugleich wurde deutlich, welche Bedeutung die Kirche in Afrika für die Weltkirche hat. Das zeigt sich schon am durchschnittlichen Kirchenbesuch, der hier wesentlich höher ist, als etwa in Europa.