Drei Durchschnittsbürger und ihre ersehnte Schönheitsoperation

Der Traum vom besseren Aussehen

Der Blick in den Spiegel war ihnen ein Graus. Neslihan, Roger und Yvonne fanden sich alles andere als schön. Sie wünschten sich ein anderes, ebenmäßigeres, jüngeres, frischeres Gesicht. Für dieses Ziel blieb nur die Hoffnung aufs Skalpell. Die Dokumentarfilmerin Marianne Trench hat die drei Menschen auf ihrem Weg durch die Schönheitschirurgie begleitet. "Mein neues, teures Gesicht", heißt ihr Film, der am Dienstag um 22.15 Uhr in der ZDF-Reihe "37 Grad" zu sehen ist.

Autor/in:
Monika Herrmann-Schiel
 (DR)

Seit ihrer Scheidung ist die 48-jährige Yvonne verzweifelt. Ihr Mann hat sie wegen einer jüngeren Frau verlassen. "Man hat das Leid und den Schmerz im Gesicht, ich kann mich nicht mehr im Spiegel anschauen", sagt die blonde attraktive Frau, die mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Über 10.000 Euro würde ein Face-Lifting kosten. Für Yvonne sehr viel Geld, das sie in Raten abzahlen will. Aber sie erhofft sich großen Erfolg und neues Glück von einem strafferen Gesicht. Als ihr der Arzt verspricht, dass sie zehn bis 15 Jahre jünger aussehen werde, ist sie zu allem entschlossen.

An die Verbindung von frischem, gesunden Aussehen und Lebensglück glaubt auch Roger. Er wendet viel Zeit und Geld auf, um sich zu pflegen und zu stylen. Sein Problem sind die Tränensäcke. Roger will sich einer Augen-OP unterziehen, obwohl seine wohl 20 Jahre jüngere Freundin ihn trotzdem attraktiv findet. 2.300 Euro soll das Unternehmen kosten, dafür muss er sein Konto überziehen.

Neslihan klagt über eine schiefe Nase. Die mache sie hässlich, meint die Studentin. Ihr Freund Axel versichert zwar, er habe den Schiefstand erst bemerkt, als sie ihn darauf hingewiesen habe, aber Neslihan träumt weiter von einem völlig symmetrischen Gesicht. Doch die 5.500 Euro für die Operation sind für sie ein immenser Betrag. Nun sucht sie einen Bürgen, um die Finanzierung sicherzustellen.

Wenn man viel Geld hat...
Marianne Trench hat für ihren Film bewusst Menschen ausgewählt, die ihren Traum von der erkauften Schönheit nur mit einem finanziellen Kraftakt verwirklichen können. "Ich glaube, wenn man viel Geld hat, ist man eher geneigt, sich unters Messer zu legen. Außerdem will ich klar machen, dass es nicht mehr nur der Bereich der sowieso schon Reichen und Schönen ist. Beim Casting habe ich Putzfrauen, Hausmeister, Briefträger, Arbeitslose kennengelernt, die sich alle operieren lassen. Also Menschen von denen man eher denkt, die würden das nie machen." Es sei verblüffend, wie weit dieser Kult ums Aussehen inzwischen verbreitet sei, meint die Autorin.

Sie begleitete ihre Protagonisten zum ersten Arztgespräch und fragte sie nach ihren Erwartungen. Bis auf Neslihan, die bereits vor zwölf Jahren eine Nasenoperation über sich ergehen ließ, wissen sie nicht genau, was ihnen bevorsteht. Der Arzt sagt zwar deutlich, dass die Patienten nach den Eingriffen Schmerzen haben werden und der sichtbare Erfolg eine Weile auf sich warten lässt. Doch der Wunsch nach dem neuen Gesicht verdrängt alle Sorgen. "Die wollten einmal tief schlafen und schön aufwachen. Das ist ein Fehler, und jeder sollte wissen, dass die OP oft ein sehr ernsthafter Eingriff ist", sagt Marianne Trench.

Nachdem die Narben verheilt und die Gesichter abgeschwollen waren, besuchte sie ihre drei Protagonisten noch einmal und suchte Antwort auf die Frage, ob sich der Einsatz für das neue, teure Gesicht gelohnt hat. Marianne Trench hat Verständnis für den Wunsch gut auszusehen: "Gott hat uns Augen gegeben, und wir sehen Menschen erst einmal nur mit den Augen, und das formt den ersten Eindruck. Wir haben keine telepathischen Fähigkeiten, um die inneren Werte sofort zu erkennen. Ich bin sicher, dass gut aussehende Menschen es leichter haben im Leben". Am Ende ihres Films aber wird deutlich: Was immer das Skalpell im Gesicht der Menschen verändert hat, innerlich sind sie dieselben geblieben.

Hinweis: "37 Grad: Mein neues, teures Gesicht". Film von Marianne Trench. ZDF, Di 2.6., 22.15 - 22.45 Uhr.