Massaker am Tiananmen-Platz

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Das Massaker in den Straßen um den Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) in Peking vor 20 Jahren löste international Bestürzung aus. In der Nacht zum 4. Juni 1989 hatte die Armee das Feuer auf friedliche Demonstranten eröffnet.

 (DR)

Fernsehkameras übertrugen das Blutvergießen in alle Welt. "Panzer rasten durch Barrikaden und zermalmten Studenten, Soldaten erschossen dreijährige Kinder, töteten Mütter mit Kopfschüssen, Militärtrupps gaben Salven aus automatischen Waffen ab, die unbewaffnete flüchtende Menschen ummähten", schrieb damals die Berliner "Tageszeitung".

Wochenlange Massendemonstrationen endeten mit einem Blutbad. Bis heute ist die Zahl der Toten und Verletzten nicht bekannt. Die kommunistische Führung räumte ein, es seien Hunderte Menschen getötet worden. Menschenrechtler und Journalisten schätzen die Zahl der Opfer jedoch auf einige tausend.

Das Bild eines Mannes in Hemdsärmeln, der sich mit Tüten in den Händen einer Panzerkolonne in den Weg stellt, wurde zum Symbol für den friedlichen Widerstand. Nach der Gewalt ging die politische Unterdrückung weiter. Nach offiziellen Angaben wurden fast 800 Demonstranten verurteilt. Mindestens 30 von ihnen sitzen heute noch in Haft, schätzen Menschenrechtsorganisationen.

Begonnen hatten die Demonstrationen mit zeitweise einer Million Menschen in Peking nach dem Tod des 1987 als KP-Chef entmachteten Reformpolitikers Hu Yaobang am 15. April. Studenten und später auch Arbeiter forderten seine Rehabilitierung, kritisierten Korruption und Vetternwirtschaft. Rufe nach Freiheit und Demokratie kamen hinzu. Nach dem Vorbild der New Yorker Freiheitsstatue errichteten die jungen Leute eine "Göttin der Demokratie".

An der Spitze der Kommunistischen Partei setzten sich die Hardliner durch. Am 19. Mai wurde KP-Chef Zhao Ziyang entmachtet, Nachfolger wurde Jiang Zemin. Ministerpräsident Li Peng setzte das Militär in Marsch. Einen Tag später wurde das Kriegsrecht verhängt. Li Peng und Deng Xiaoping, damals Vorsitzender der zentralen Militärkommission, gelten als Hauptverantwortliche für das Blutbad, das Chinas Presse als Niederschlagung "konterrevolutionärer Unruhen" feierte.