Weltbank warnt: Kapitalfluss in Entwicklungsländer bricht massiv ein

Fast 500 Milliarden weniger

In der Weltwirtschaftskrise meiden Investoren und Anleger Asien, Afrika und Lateinamerika. Nach einer am Montag in Südkorea vorgelegten Weltbankstudie bricht der Kapital-Zustrom in die Entwicklungs- und Schwellenländer massiv ein. Eine Entwicklung, deren Ende nicht abzusehen ist.

 (DR)

Flossen 2007 netto 1,2 Billionen US-Dollar in diese Staaten, waren es 2008 nur noch 707 Milliarden - ein Rückgang um rund 40 Prozent. Für das laufende Jahr sagen die Weltbank-Ökonomen sogar einen Absturz auf nur 363 Milliarden Dollar voraus.

Eine Rolle spielt dabei auch, dass Migranten aus Afrika und Lateinamerika weniger Geld an ihre Familien zu Hause überweisen. Die ärmsten Staaten müssen zudem ein Sinken der Entwicklungshilfe befürchten.

Der Zufluss von privatem Kapital galt in den vergangenen Jahren als wichtige Säule für Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern. Die Geldströme machen ein Vielfaches der Entwicklungshilfe der Industrienationen aus, die insgesamt etwa 100 Milliarden Dollar pro Jahr beträgt. Nun alarmiert das Stocken der Kapitalbewegungen die Weltbank: Der Einbruch könnte eine neue Welle der Instabilität für die globale Wirtschaft auslösen, die bereits in der Rezession steckt.

Weltbank: Rasche Hilfen für die ärmsten Länder
In diesem Jahr erwarten die Weltbank-Ökonomen eine Schrumpfung der Weltwirtschaft um 2,9 Prozent. In den Entwicklungsländern dürfte die Wachstumsrate mit 1,2 Prozent noch ein leichtes Plus aufweisen, aber nicht mehr mit dem Wachstum der Bevölkerung Schritt halten.

Hans Timmer, einer der Weltbank-Direktoren, mahnt zu raschen Hilfen für die ärmsten Länder, die wegen der Verflechtung der internationalen Finanzmärkte stark von privatem Kapital abhingen.

Weltbank-Chefökonom Justin Lin betont die Notwendigkeit, das internationale Kreditgeschäft wieder in Gang zu bringen. Zugleich warnen die Experten vor einer neuen Schuldenkrise der Entwicklungsländer wie in den 70er und 80er Jahren. Die Defizite in den Staatshaushalten müssten auf mittlere Frist abgebaut werden, heißt es in dem Bericht.