Initiatoren weisen Kritik zurück

Wüstenstrom-Projekt soll im November starten

Das Großprojekt Desertec zur Erzeugung von Solarstrom in der Sahara soll ab November Gestalt annehmen. Zwölf deutsche Unternehmen verständigten sich am Montag in München darauf, bis Ende Oktober eine Planungsgesellschaft zu gründen. An dem Vorhaben zur Erzeugung von Solarstrom in der nordafrikanischen Wüste sind unter anderem der Versicherungskonzern Münchener Rück, Siemens, E.ON, RWE und die Deutsche Bank beteiligt.

 (DR)

Innerhalb von drei Jahren soll die Planungsgesellschaft umsetzungsfähige Investitionspläne für das Solarstromprojekt erstellen. Nach Angaben der Initiatoren könnten künftig rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs durch Energie aus Nordafrika gedeckt werden. Die Kosten für Desertec werden auf 400 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 40 Jahren geschätzt. Das Projekt geht auf eine Initiative des Club of Rome zurück.

Die Vereinigung verteidigte die Desertec-Idee gegen die Kritik von Umweltexperten. Binnen eines Jahrzehnts könne der Solarstrom aus der Wüste wettbewerbsfähig mit anderen Formen der Energieerzeugung sein, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome, Max Schön, im Deutschlandfunk. Zudem verbessere die Milliardeninvestition den Lebensstandards in den afrikanischen Ländern. Desertec berge dadurch auch das Potenzial, Flüchtlingsströme abzufedern.

"Im Kraftwerkssektor sind das Peanuts"
Auch der Aufsichtsratschef der Desertec-Stiftung, Gerhard Knies, widersprach Kritikern des Großprojekts. Der Physiker betonte im Radiosender MDR Info, die notwendigen Investitionen von 400 Milliarden Euro bezögen sich auf einen Zeitraum von 40 Jahren. "Im Kraftwerkssektor sind das Peanuts", sagte Knies. Auch das Argument, Europa mache sich durch das Projekt von problematischen Staaten abhängig, wies er zurück: "Bei der Öl- und Gasversorgung sind wir schon jetzt sowohl von Libyen und Algerien sehr abhängig - und das klappt hervorragend". Mit Jordanien, Ägypten, Tunesien oder Marokko stünden weitere "recht stabile und zuverlässige" Länder als mögliche Partner bereit.

Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ bezeichnete das Wüstenstromprojekt als "sehr eurozentristische Idee".
Frühestens in zehn Jahren könne die Solartechnologie auch für Nordafrika interessant werden, sagte der GTZ-Projektleiter in Marokko, Dieter Uh, im Deutschlandradio Kultur. Derzeit koste die Kilowattstunde aus einem Solarkraftwerk noch zwischen 15 und 20 Cent:^"Das ist schlicht und ergreifend für diese Länder viel zu teuer."