Die Filmemacher Carsten Rau und Hauke Wendler begleiteten die Menschen der privaten Wohngruppe über mehrere Monate. In der Reportage "Mein Haus ist dein Haus - Leben mit 'illegalen' Flüchtlingen" dokumentieren sie den Alltag einer verborgenen Schattenwelt. Die ARD strahlt den bewegenden Film am Sonntag um 17.30 Uhr in der Reihe "Gott und die Welt" aus.
Seit 1996 arbeitet die Gruppe unbemerkt in einem Hamburger Stadtteil. Hier leben vier Frauen, ein Mann, vier Kinder sowie zwischen vier und sechs weitere Mitbewohner. Meist sind es obdachlose Migranten und Flüchtlinge, mit und ohne Papiere. Die Bewohner mieden bislang die Medien aus Angst vor Abschiebung und Repressionen. "Wir betreuen keine Flüchtlinge, wir leben mit ihnen", betont Dietrich Gerstner. Der 44-jährige Diakon aus Baden verbrachte zwei Jahre in den USA und orientiert sich an den Ideen der "Catholic Worker"- Bewegung, die den Glauben zurück in die Gemeinschaft bringen will.
Kritisch und engagiert
Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten lebten die Protagonisten des Films - die Pastorin Uta Gerstner, die Diakonin und Sozialarbeiterin Birke Kleinwächter, Ilona Gaus aus Karlsruhe, Elisabeth Büngener aus Hamburg, Dietrich Gerstner und die Kinder - mit zwei weiteren Bewohnerinnen zusammen. Die 31-jährige Maral kommt aus dem Iran. Die Mathematiklehrerin wird wegen Äußerungen zur Lage der Frauen verfolgt. Juliette stammt aus Nigeria und wollte eigentlich ihre Kinder in Kanada wiedersehen. Als ihr das Geld für die Fluchthelfer ausging, strandete sie in Deutschland und fasste notgedrungen den Entschluss zur Rückkehr nach Nigeria.
Kritisch und engagiert dokumentieren die Autoren Carsten Rau und Hauke Wendler die Alltagsereignisse in der Wohngemeinschaft. Das Leben ist einfach. Spenden und Einkünfte kommen in einen Topf, und alle sind aufgefordert, sich an der Hausarbeit zu beteiligen. Doch die täglichen Probleme sind oft bitter. Wie kann man einer kummervollen Iranerin erklären, die seit vier Monaten in Deutschland ist und die Sprache nicht versteht, dass sie nur einen vorübergehenden Schutzraum gefunden hat und keinen Ort auf Dauer? Und wie schafft man es, das Fluggepäck von Juliette auf 20 Kilo zu reduzieren?
"Ich war fremd, und ihr habt mich beherbergt"
Der Alltag in der Basisgemeinschaft ist lebendig und überraschend, aber auch durchgeplant und geregelt. Doch amerikanische Wohngemeinschaften, wo es Suppe nur für ein Gebet gebe, dienten nicht als Vorbild, so Gerstner. Dennoch beziehen sich die Mitglieder der Basisgemeinschaft ausdrücklich auf die Bibel, und vor allem das Wort: "Ich war fremd, und ihr habt mich beherbergt."
Rau und Wendler, die zuletzt die unter die Haut gehende Reportage "Arm und Alt - Wenn die Rente nicht reicht" drehten, fragten die Menschen von "Brot und Rosen" nach ihren Beweggründen. Sie begleiteten Juliette auf den Flughafen und dokumentieren in ihrer eindringlichen Reportage auch das Chaos der letzten Stunde. "Sie muss Abschied nehmen, von einem Traum und von neuen Freunden", erzählen sie. Dann kehren sie mit den Helfern zurück in das bescheidene Haus der christlichen Basisgemeinschaft und von Dietrich Gerstner, "der das Arbeitspensum eines Managers hat, aber mit seiner Frau und den Kindern von einem Taschengeld lebt".
Eine ARD-Reportage über eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft
Verborgene Schattenwelt
Nächstenliebe praktizieren, nicht diskutieren - das wollen die Mitglieder des Hamburger Projekts "Brot und Rosen". Dort gibt es für hilfesuchende Migranten einen Schutzraum und eine erste Anlaufstelle. Zum ersten Mal öffneten die Initiatoren des christlichen Projekts nun einem Kamerateam ihr Haus und erlaubten Einblicke in ein ungewöhnliches Lebensmodell.

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