Papst kommt 2010 nicht nach Deutschland - Ziele noch offen

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Papst Benedikt XVI. wird im kommenden Jahr nicht nach Deutschland reisen. Das Kirchenoberhaupt habe 2010 definitiv andere Reisepläne, teilte die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn mit. "Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben", sagte Pressesprecher Matthias Kopp. Ziemlich sicher wird der Heilige Vater dagegen Asien und Portugal besuchen.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Die «Absage» kam nicht überraschend. Seit längerem gingen Vatikanisten davon aus, dass es auch 2010 nichts mit einer dritten Deutschlandreise des Papstes werden dürfte; dass der erste offizielle Staatsbesuch von Benedikt XVI. in seinem Vaterland - auf den ostdeutsche Ministerpräsidenten ebenso wie südwestdeutsche Bischöfe zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung hofften - noch länger auf sich warten lassen würde. Der Papst habe für das nächste Jahr definitiv andere Reisepläne, beendete die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) alle Spekulationen über Ziele wie Berlin, Erfurt oder Freiburg.

Schon jetzt zeichnen sich einige Ziele ab, die mit großer Wahrscheinlichkeit stattdessen das päpstliche Programm 2010 diktieren werden. Benedikt XVI. reist zwar etwas weniger als sein Vorgänger Johannes Paul II. Aber dennoch hat sich ein Rhythmus von etwa drei Auslandsbesuchen pro Jahr eingestellt. Ziemlich sicher scheint, dass Benedikt XVI. im kommenden Frühjahr (März oder April) eine erste Asienreise unternimmt. Nach Amerika (Nord und Süd), Afrika, Australien sowie nach sieben Europa-Besuchen fehlt Asien bislang auf seiner Reiseliste. Und gerade dort erlebt die Kirche vielerorts einen blühenden Aufschwung.

Wild gerätselt wird über die asiatischen Besuchsländer. Als «gesetztes» Ziel gilt Südkorea, dessen Präsident Lee Myung Bak den Papst am Rand des jüngsten G8-Gipfels besucht und eingeladen hat. Die Reise zur geteilten Halbinsel hätte auch den Charakter einer Friedensmission. Möglich wäre weiter ein Stop auf den Philippinen, dem größten katholischen Land auf dem Kontinent. Indien, wo 18 Millionen Katholiken leben, gilt als weniger wahrscheinlich - auch wegen der dauernden Übergriffe auf Christen.

Nicht ganz ausgeschlossen dagegen erscheint ein Besuch in Vietnam. Zwar unterhalten der Vatikan und die Sozialistische Republik keine diplomatischen Beziehungen; und bilaterale Belange wie Bischofsernennungen gestalten sich mühsam. Aber man arbeitet daran. Zudem ranken sich Spekulationen um den für Dezember anstehenden Besuch von Staatspräsident Nguyen Minh Triet beim Papst. Als weiteres asiatisches Reiseziel gilt Japan. Ein Abstecher nach China, nach Hongkong oder Macao wäre dagegen eine Sensation - und angesichts der Zurückhaltung Pekings auf die jüngste China-Offensive des Papstes wenig wahrscheinlich

Eine weitere Reise soll 2010 zum portugiesischen Wallfahrtsort Fatima führen, vielleicht im Mai, vielleicht im Oktober. In den vergangenen Jahren hatte Benedikt XVI. mehrfach den Herbst zu Besuchen an Marienstätten genutzt: Altötting, Mariazell, Lourdes. Zudem ist für nächstes Jahr noch eine Papstreise nach Großbritannien im Gespräch, vielleicht im Zusammenhang mit der Seligsprechung von Kardinal Henry Newman, möglicherweise in Verbindung mit einem Abstecher nach Irland.

Und dann hält sich in Reisespekulationen weiterhin die Vision vom Ökumene-Gipfel des Papstes mit dem Moskauer Patriarchen. Beharrlich dementiert - weil (ökumenisch) verfrüht - stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt. Und da sich unter dem neuen Moskauer Oberhaupt Kyrill I. die zwischenkirchlichen Beziehungen entspannt haben, werden weiterhin neutrale Begegnungsorte wie Bari in Süditalien oder das ungarische Pannonhalma genannt. «Vielleicht noch 2010», meinte jüngst ein Beobachter.

Auf jeden Fall muss die deutsche Heimat weiter auf einen dritten Papstbesuch warten. Bereits für 2009 - zum 20. Jahrestag des Mauerfalls - waren Reisetermine durchgespielt worden, die irgendwo neben Bundestagswahl und Bundespräsidentenwahl liegen sollten. Allerdings war unter Vatikanprälaten wie unter ausländischen Bischöfen manches Murren unüberhörbar, dass der Papst vergleichsweise so wenig reise, aber bereits an eine dritte Deutschlandreise denke. Dennoch: «Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben», sagte ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz.