Christen und Kirche in Französisch-Polynesien

Stichwort

Französisch-Polynesien ist ein französisches Übersee-Territorium im Pazifischen Ozean: Es gehört zu Frankreich, verfügt aber über eingeschränkte politische Autonomie. Die insgesamt 118 Inseln in 5 Archipelen erstrecken sich über eine Fläche von der Größe ganz Westeuropas. Die gesamte Landfläche ist allerdings nicht größer als das Saarland und zählt lediglich rund 225.000 Bewohner. Drei Viertel von ihnen leben auf der Hauptinsel Tahiti.

 (DR)

Einen aktuellen Religionszensus für Französisch-Polynesien gibt es nicht. Laut letzter offizieller Erfassung der Religionszugehörigkeit von 1971 waren etwa 50 Prozent der Bewohner Protestanten und ungefähr 35 Prozent Katholiken. Tatsächlich dürfte sich die Zahl seitdem auf jeweils rund 40 Prozent nahezu angeglichen haben. Zudem sind diverse andere Konfessionen vertreten, etwa Mormonen, Pfingstkirchen und Zeugen Jehovas.

Die fast gleiche Stärke von Protestanten und Katholiken ist eine Folge der Missionsgeschichte des 19. Jahrhunderts. Seit 1795 hatten zunächst britische Missionare der London Missionary Society das Christentum auf den westlichen Inseln, den Gesellschaftsinseln, verbreitet. Seit 1834 drangen von den Gambier-Inseln im Südosten katholische französische Ordensleute vor. Als Frankreich auf Tahiti das politische Tauziehen gegen England gewann, behielt auch die katholische Mission künftig die Oberhand. Die beiden Bischöfe der Inselgruppe, der Erzbischof von Papeete und der Bischof von Tefenuaenata (Taiohae), sind ordentliche Mitglieder der Französischen Bischofskonferenz.

Besonders stark ist der Katholizismus in den wenig besiedelten Archipelen der Marquesas, Tuamotu und Gambier sowie im städtischen Bereich von Papeete und Faaa auf Tahiti. Seelsorglich betreut wird das Riesengebiet heute von nur rund 25 Geistlichen. Bis vor wenigen Jahren handelte es sich ausschließlich um westliche Missionspriester; seit den 1950er Jahren kamen vereinzelt in Frankreich ausgebildete Polynesier hinzu. 1992 war der erste Weihejahrgang einheimischer Geistlicher aus dem neu gegründeten Seminar in Papeete (Tahiti). Aufgrund des gravierenden Priestermangels ist die polynesische Kirche außergewöhnlich stark durch Laien im Gemeindedienst geprägt.