Kolumbianische Kirche kritisiert die Anden-Präsidenten

Staatschefs wie kleine Kinder

Mit ungewöhnlich deutlichen Worten hat die Kolumbianische Bischofskonferenz die jüngste politische Eskalation in der Andenregion kritisiert. Die Vorwürfe des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez und seines ecuadorianischen Amtskollegen Rafael Correa gegen Kolumbien seien "kindisch und unreif", erklärte Bischofskonferenz-Generalsekretär Juan Vicente Cordoba Villota.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

Auf der Internetseite der Bischofskonferenz legte der Weihbischof von Bucaramanga nach: Der aktuelle Streit erinnere ihn an kleine Kinder, die sich gegenseitig nicht die Süßigkeiten gönnen: «Dann muss die Mama kommen, schlichten und die Streithähne bestrafen.»

Entzündet hatte sich der jüngste Streit an der Ankündigung der kolumbianischen Regierung, die militärische Allianz mit den Vereinigten Staaten auszubauen. Nachdem Correa vor einigen Monaten den Vertrag mit den USA zur Nutzung der Stützpunkte in Ecuador nicht verlängert hatte, suchten die US-Streitkräfte eine Alternative und wurden in Kolumbien fündig: Künftig sollen die USA sieben kolumbianische Militärstützpunkte nutzen und ihr Personal auf mindestens 800 Soldaten aufstocken - momentan sollen bis zu 300 Angehörige des US-Militärs in Kolumbien sein, allerdings nur als Berater der kolumbianischen Streitkräfte. Die USA unterstützen die kolumbianische Regierung im Kampf gegen die Drogenkartelle bislang außerdem finanziell. Zuletzt hatte die US-Regierung allerdings auch zahlreiche Menschenrechtsverletzungen des kolumbianischen Militärs kritisiert.

Vor allem die sozialistisch regierten Staaten in der Region fühlen sich angesichts der verstärkten militärischen Präsenz der USA bedroht. Venezuelas Präsident Hugo Chavez erklärte: «Das könnte der Beginn eines Krieges in Lateinamerika sein». Die Zusammenarbeit Kolumbiens mit den USA sei Verrat an ganz Lateinamerika. Ecuadors Präsident Correa warf den USA vor, die Stützpunkte in Kolumbien zu benötigen, um gegen die sozialen Bewegungen in Lateinamerika vorgehen zu können.

Bischofskonferenz-Generalsekretär Cordoba spricht von «kindischen Erpressungen», wenn Chavez wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen an bestimmte Bedingungen knüpft. Der venezolanische Präsident nämlich hatte angekündigt, alle Importe aus dem Nachbarland zu stoppen. Zudem werde Venezuela die Lieferung verbilligten Öls an Kolumbien beenden.

Umgekehrt kritisierte Cordoba auch den kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe: Es sei unbedacht gewesen, eine solch sensible Entscheidung wie die Stationierung US-amerikanischer Soldaten ohne vorherige Konsultation der lateinamerikanischen Nachbarn getroffen zu haben. Cordoba forderte die kolumbianische Regierung aber zugleich auf, sich nicht zurückzuziehen und weiter auf internationalem Parkett Präsenz zu zeigen, um Correa und Chavez nicht die «Medienschlacht um die öffentliche Meinung» gewinnen zu lassen.