UNO erinnert am Sonntag an den Kampf gegen die Sklaverei

Wie Tiere gejagt und zusammengepfercht

Sie gehört zu dunkelsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte: die Sklaverei. Selbst im 21. Jahrhundert leben Millionen Menschen in sklavenähnlichen Verhältnissen. Darauf macht die Weltkulturorganisation UNESCO jeweils am 23. August aufmerksam.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Das Datum erinnert an einen der ersten erfolgreichen Sklavenaufstände der Neuzeit. An 23. August 1791 rebellierten auf der Insel Hispaniola schwarze Sklaven gegen die französische Besatzung. Nach 12 Jahren Krieg erkämpften sie die Unabhängigkeit und errichteten 1804 den Staat Haiti.

Sie wurden wie Tiere gejagt, in erstickend heiße Unterdecks der Sklavenschiffe gepfercht und wie Ware verkauft. Schätzungsweise zwölf Millionen Afrikaner wurden seit dem 15. Jahrhundert über den Atlantik nach Amerika deportiert, Zehntausende starben. Doch der Sklavenhandel über den Atlantik war nicht alles: Eine etwa gleichgroße Zahl Afrikaner dürfte in der arabischen Welt versklavt worden sein.

Schon in den Gesellschaften des Altertums wurde die Sklaverei akzeptiert. Die Griechen versklavten auch denjenigen, der seine Schulden nicht bezahlen konnte. Das alttestamentliche Israel nahm eine Sonderstellung ein: Weil Gott das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens befreite, wurde Sklaverei abgeschwächt. Volksfremde Sklaven hatten gewisse Rechte. Ihre hebräischen Leidensgenossen waren nach spätestens sechs Jahren freizulassen. Auch die Römer brachten Zehntausende von Sklaven von ihren Heerzügen mit. Die vielfach brutale Behandlung führte zu Sklavenaufständen. Insbesondere der Spartakus-Aufstand (73 bis 71 v. Chr.) nahm gefährliche Ausmaße an.

Im Mittelalter nur tendenziell besser
Durch die Ausbreitung des Christentums wurde die Lage der Unterdrückten zwar zunächst tendenziell besser; abgeschafft wurde die Sklaverei im Mittelalter jedoch nicht. Heiden wurden weiterhin unter das Joch gezwungen, beispielsweise im zehnten Jahrhundert mit der Missionierung Osteuropas. Im Islam war Sklaverei von Anfang an akzeptiert. Die Araber handelten sowohl mit schwarzafrikanischen als auch mit europäischen Opfern; sie wurden in großem Umfang als Militärsklaven eingesetzt.

Die Erkundung der afrikanischen Küsten und die Eroberung Amerikas durch Europäer im 15. Jahrhundert bereiteten dem Sklavenhandel der Neuzeit den Boden. Ab 1444 engagierten sich die Portugiesen auf den Sklavenmärkten an Westafrikas Küste, um ihren Bedarf an billigen Arbeitskräften zu decken.

In Lateinamerika versklavten im 16. Jahrhundert die Spanier zunächst die Einheimischen. Nachdem sie durch eingeschleppte Krankheiten stark dezimiert war, importierten die Kolonisten Afrikaner. 1526 erreichten die ersten Sklavenlieferungen Kuba. England beteiligte sich seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts am Sklavenhandel, Frankreich, Holland und Dänemark folgten.

In Nordamerika gingen die ersten afrikanischen Sklaven 1619 in Virginia an Land. Mit der Entwicklung des Plantagensystems im Süden stieg ihre Zahl sprunghaft an. Die Sklavenfrage führte maßgeblich zum Ausbruch des Bürgerkriegs, in dem sich die Sklaverei-Gegner aus den Nordstaaten durchsetzten. 1865 wurde die Sklaverei in der US-Verfassung verboten. Lange zuvor hatte schon Dänemark 1792 als erstes europäisches Land den Sklavenhandel abgeschafft. In Brasilien wurde Sklaverei jedoch erst 1888 verboten.

Erklärung der Menschenrechte
Trotz aller Erfolge und offizieller Ächtung, beispielsweise in der Erklärung der Menschenrechte von 1948: Die UNO geht davon aus, dass auch heute noch Millionen Menschen versklavt sind. Sklaverei reicht von Häftlings-Zwangsarbeit in der chinesischen Feuerwerkskörper-Produktion bis zum Diamantenschürfen in Sierra Leone, von der Rekrutierung von Kindersoldaten in Uganda bis zur Kinderprostitution auf den Philippinen.

Schätzungen zufolge sollen weltweit mehr als zehn Millionen Menschen von Sklaverei betroffen sein. Auch in Deutschland: Berichte über moderne Sklaverei gibt es insbesondere aus dem Rotlichtmilieu, im Baugewerbe und in der Gastronomie.