Die Legende dazu hört sich so an: Wenige Tage nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 ruft ihm ein Mann zu: "Bruce, wir brauchen Dich!" Daraufhin fährt Springsteen nach Hause und schreibt nach Jahren Schaffenspause wieder eigene Songs. Für sein Land, so die Botschaft, ließ sich der amerikanische Held noch einmal in die Pflicht nehmen. Mit dem Album "The Rising" (2002) leistete er stellvertretend für die Nation Trauerarbeit. Es wurde als "bestes Rockalbum des Jahres" mit drei Grammys ausgezeichnet.
Springsteens mittlerweile 35 Jahre andauernde Karriere gleicht einem uramerikanischen Hollywood-Streifen vom Aufstieg eines Jungen aus armen Verhältnissen zum Superstar. Dazu gehört ein Leben im Luxus mit Umzug in die Reichengegend Beverly Hills und Heirat mit einer Schauspielerin, gefolgt von Schaffenskrisen und Depressionen. Dann die Läuterung: Der Held kehrt in seine Heimatstadt zurück, trommelt seine alte Band aus Jugendtagen zusammen und ist wieder ganz der Alte. Mit seiner zweiten Frau, Mitmusikerin Patti Scialfa, und drei Kindern führt er außerdem ein glückliches Familienleben.
"Es geht mir um die Würde normaler Menschen"
"Die Enttäuschungen und Erfüllungen des amerikanischen Traums sind mein Thema", bekannte Springsteen denn auch in einem Interview. "Es geht mir um die Würde normaler Menschen, um Typen, die ihren Job machen." Bruce Springsteen wurde am 23. September 1949 als Sohn eines Gelegenheitsarbeiters in Freehold, New Jersey, geboren. "Ich wuchs in einem Haus auf, wo es ständig darum ging, um einen Job zu kämpfen", wird Springsteen in dem jetzt erschienenen Buch "Born to Run - Bruce Springsteens Vision von Amerika" zitiert, das der US-Historiker Louis P. Masur geschrieben hat.
Auf seiner E-Gitarre übte der Jugendliche jeden Tag acht Stunden lang, bis ihm die Flucht aus diesem Leben gelang. Die romantische Weglauf-Hymne "Born To Run" war denn auch das Stück, mit dem Bruce Springsteen 1975 der internationale Durchbruch gelang. Damals war er
25 Jahre alt.
"Ich habe die Zukunft des Rock'n' Roll gesehen, und sie heißt Bruce Springsteen", schrieb Anfang der 70er Jahre der Musikkritiker Jon Landau, der später Springsteens Manager wurde. Das Amerika zur Zeit des Watergate-Skandals war gelähmt von Rezession und Resignation. Mit seinem "Ehrlichkeits-Styling" traf der Arbeitersohn aus New Jersey offenbar den Nerv eines Publikums, das sich "nach scheinbar unverfälschter, 'authentischer' Rockmusik" gesehnt habe, wie "Der Spiegel" 1985 schrieb.
Größter Hit auch größtes Missverständnis
Sein größter Hit "Born in the USA" (1984) war zugleich ein großes Missverständnis. Die US-Republikaner feierten das Stück als konservative Nationalhymne. Dabei handelte es von einem Vietnam-Veteranen, der zu Hause keinen Job mehr bekommt. Gegen diese Vereinnahmung setzte sich Springsteen zu Wehr. In den Wahlkampf zog der Musiker erst 20 Jahre später - für die Demokraten John Kerry und dann Barack Obama.
Mit seinem aktuellen Album habe Bruce Springsteen gezeigt, "dass er immer noch der Heilige der Vorstadthelden geblieben ist", urteilt das Musikmagazin "Rolling Stone": "Derjenige, der es geschafft hat, und sich trotzdem noch vorstellen kann, wie aufreibend der Alltag ist." Der Titel könnte auch das Lebensmotto des Arbeiters unter den Rockmusikern sein: "Working On a Dream" - Arbeiten an einem Traum.
Rockmusiker Bruce Springsteen wird 60
Arbeiter am US-Traum
In seinen Songs hat der Rockmusiker Bruce Springsteen die Schattenseiten des amerikanischen Traums besungen. Der Arbeitersohn aus New Jersey, der heute 60 Jahre alt wird, stieg kometenhaft zum Multimillionär auf, stürzte in eine Lebenskrise und erlebte dann ein Comeback.
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