Papst Benedikt XVI. reist im Mai 2010 nach Fatima

Einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Welt

Wenn Mitte Mai in München der Ökumenische Kirchentag stattfindet, reist der Papst aus Bayern nach Portugal. Wie ein Sprecher der Nuntiatur in Lissabon am Donnerstag auf Anfrage bestätigte, besucht Benedikt XVI. zur gleichen Zeit den portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima.

 (DR)

Dort, im Cova da Iria (Tal des Friedens), erlebten am 13. Mai 1917 drei Hirtenkinder die erste von mehreren Marienerscheinungen. Die Gottesmutter enthüllte ihnen nach deren Aussage binnen mehrerer Monate drei «Geheimnisse», deren drittes, bestgehütetes erst im Jahr 2000 veröffentlicht wurde. Die Weissagungen machten Fatima zu einer der wichtigsten Wallfahrtsstätten der Welt. Die Liste seiner Partnerstädte liest sich wie ein Who is who der europäischen
Marienorte: Altötting in Deutschland, Loreto in Italien, Lourdes in Südfrankreich, Mariazell in Österreich und Tschenstochau in Polen. Drei Millionen Menschen pilgern jedes Jahr in die 130 Kilometer von Lissabon entfernte Stadt.

Mit seinem Besuch in Fatima kommt Benedikt XVI. einem lange gehegten persönlichen Wunsch nach, wie Kurienkardinal Angelo Sodano 2007 bei den 90-Jahr-Feiern der Marienerscheinungen in Fatima verriet. Damals war der Papst verhindert, weil er zeitgleich im brasilianischen Aparecida die Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe eröffnete - und schickte Sodano als seinen Stellvertreter.

Mit der Ernennung Sodanos, der bis September 2006 Kardinalstaatssekretär im Vatikan war, zu seinem Sondergesandten schloss Benedikt XVI. damals einen Kreis, der perfekt in die mystisch aufgeladene Geschichte um Fatima und seinen verehrten Vorgänger Johannes Paul II. passt. Denn es war Sodano, der am 13. Mai 2000 bei der Seligsprechung von zwei der drei Seherkinder ankündigte, dass der Vatikan auf Wunsch des Papstes bald das «dritte Geheimnis» veröffentlichen werde. Allerdings brauche es dafür noch eine sorgfältige begleitende Erläuterung, hieß es damals. Und der Verfasser dieses theologischen Kommentars war - Joseph Ratzinger, der heutige Papst und damalige Präfekt der Glaubenskongregation.

Die damals wichtigsten drei Männer des Vatikan lüfteten also am 26. Juni 2000 den Schleier jenes Geheimnisses, das durch seine Verwahrung und Nicht-Veröffentlichung über mehrere Jahrzehnte zu einer Art endzeitlichem Damokles-Schwert geworden war. Manch einer erwartete nicht weniger als eine Ankündigung der Apokalypse. Schließlich wurden bereits die ersten beiden Offenbarungen als Voraussagen des Zweiten Weltkriegs und des Aufstrebens des Kommunismus gedeutet.

Tatsächlich musste vor allem der ausgesprochen marienfromme Johannes Paul II. das 1944 niedergeschriebene Dokument als sein Menetekel auffassen. Denn es berichtet nicht nur in düsteren Bildern über die Verfolgung der Kirche im 20. Jahrhundert. Der Text enthält auch die Vision eines «Bischofs in Weiß», der von Schüssen getroffen zusammenbricht.

Dass dann das Attentat auf Johannes Paul II. auf dem Petersplatz ausgerechnet am 13. Mai 1981 - dem Jahrestag der ersten Erscheinung von Fatima - erfolgte, war nach Ansicht des Papstes kein Zufall. Bis zuletzt war Johannes Paul II. fest davon überzeugt, seine Rettung dem Beistand der Muttergottes zu verdanken.

Die letzte Seherin von Fatima, die Ordensschwester Maria Lucia dos Santos, starb 2005 im Alter von fast 98 Jahren, nur wenige Wochen vor Johannes Paul II. Müßig zu spekulieren, ob der Papst aus Polen auch für sie die vom Kirchenrecht vorgesehene Fünf-Jahres-Frist zur Einleitung eines Seligsprechungsverfahrens außer Kraft gesetzt hätte. Benedikt XVI. hat es zum dritten Todestag der Seherin am 13. Februar 2008 getan.