Kanzlerin Merkel hörte gern auf den Rat von "GI" Schneiderhan

Ein Soldat der leisen Töne

Bundeskanzlerin Angela Merkel hörte nach Aussage von Offizieren gern auf den Rat des jetzt zurückgetretenen "GI", des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan. Ihr habe die ruhige und kompetente Art des obersten Soldaten der deutschen Streitkräfte stets gefallen, berichtete einer seiner Generalskameraden der Nachrichtenagentur ddp am Donnerstag in Berlin. Mit seiner "Transformation", der Umwandlung der Bundeswehr, führte der jetzt 63-jährige Schwabe die Streitkräfte in eine neue Ära. Er wollte sie fit machen für die Einsätze im Ausland.

Autor/in:
Friedrich Kuhn
 (DR)

Der 15. Generalinspekteur der Bundeswehr war der am längsten amtierende oberste Soldat. Der Panzermann mit den vier goldenen Sternen stammt aus dem oberschwäbischem Riedlingen. 2002 hatte ihn der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) zum Generalinspekteur ernannt. Wenn Schneiderhan seine Uniform auszieht, wirkt er in seiner Familie und im Kreis seiner Freunde zuhause alles anders als ein Soldat. Der Vater von zwei Töchtern und drei Söhnen liebt den schwäbischen Humor, ein Rotwein-Viertele und auch klassische Musik. Schneiderhan ist der Mann der leisen Töne.

Wegen seines guten Umgangs mit den Soldaten wurde Schneiderhan in der Truppe auch schon scherzhaft als Betriebsratsvorsitzender tituliert. Er quittierte diese Bezeichnung immer mit Schmunzeln. Nach ddp-Informationen hat sich Schneiderhan im Zusammenhang mit der von Oberst Georg Klein am 4. September im nordafghanischen Kundus angeordneten umstrittenen Beschießung der beiden Tanklastwagen schützend vor den Offizier stellen wollen.

Schneiderhan sagte nach seiner Besichtigung des Ortes des Geschehens in Nordafghanistan, Klein habe mit der Anordnung zum Bombenabwurf «in operativer Hinsicht militärisch angemessen gehandelt». Es wurde am Donnerstag im Verteidigungsministerium die Frage aufgeworfen, ob es möglicherweise stimme, dass Schneiderhan die einzelnen Informationen über zivile Opfer nicht an den damaligen Minister Franz Josef Jung (CDU) weitergeleitet hat.

Die offizielle Amtszeit von Schneiderhan wäre bereits nach der Altersregelung im Juli 2007 abgelaufen. Jung hatte jedoch die Arbeitszeit von Schneiderhan bis zum Sommer nächsten Jahres verlängert. Jung hatte betont: «Ich schätze Herrn Schneiderhan als stets loyalen und überaus kompetenten Ansprechpartner in allen militärischen Belangen». Das Amt des Generalinspekteurs beschränkt sich nicht nur auf das Militärische, sondern ist auch eminent politisch. Auch auf diesem Gebiet hatte sich Schneiderhan einen guten Namen gemacht. Ihm wurde politisches «feeling» nachgesagt.

Mit schwäbischer Ironie ist es Schneiderhan nach allgemeiner Meinung immer wieder gelungen, schwierige politische Situationen zu entschärfen. Der General konnte aber auch sehr harte Entscheidungen treffen. Unauffällig betrieb Schneiderhan in den letzten Jahren die Kompetenzerweiterung für sein Amt. So erhielt er die Kommandogewalt für die Auslandseinsätze und schuf das Einsatzführungskommando in Potsdam. Der Einfluss der Teilstreitkräfte wurde dadurch zurückgedrängt. «Damit hat er sich nicht gerade Freunde gemacht», meinte ein General.

In einem Interview antwortete Schneiderhan einmal auf die Frage, ob er, wenn er wie damals 20 Jahre alt wäre, wieder Berufssoldat werden wollte: «Ja, denn ich war ja nie unglücklich». Besonders wohl hatte sich Schneiderhan in der Amtszeit von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) gefühlt. Der General galt als enger Vertrauter des SPD-Ministers.