Noch bis ins 20. Jahrhundert stellten die Christen auf dem Gebiet der heutigen Türkei eine bedeutende Minderheit von etwa 30 Prozent der Bevölkerung; in Istanbul lebten sogar mehrheitlich Nicht-Muslime. Durch das Armenier-Massaker während des Ersten Weltkriegs, den griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch im Zuge des Vertrags von Lausanne 1923 und eine für Christen über Jahrzehnte ungünstige Religionspolitik sank ihre Zahl auf landesweit heute nur noch etwas mehr als 100.000.
Dennoch gibt es im Stadtgebiet von Istanbul neben etwa 2.000 Moscheen, darunter viele umgewidmete Kirchen, bis heute rund 150 christliche Gotteshäuser: armenische, griechisch-orthodoxe, katholische, syrische, anglikanische und evangelische. Die Gemeinden, oft versteckt, abgelegen und nur in den seltensten Fällen auch von Touristen oder westlichen Pilgern besucht, führen ein bescheidenes Schattendasein. Die italienische Nationalkirche Sant'Antonio, die größte katholische Kirche der Stadt an der Flaniermeile Istiklal Caddesi im Stadtteil Galata, wurde 1908 vom Sultan genehmigt.
Christliches Istanbul
Stichwort
Istanbul heute ist vom Islam geprägt. Zeugen uralter christlicher Tradition finden sich auf Schritt und Tritt: von Konstantinopel, der Stadt der frühchristlichen Konzilien, in denen um Glaubensbekenntnisse gerungen und Schismen besiegelt wurden; von Byzanz, der Stadt des oströmischen Kaisertums, der letzten christlichen Verteidigungsschlacht von 1453, der Stadt der Hagia Sophia, über ein Jahrtausend bedeutendste Kirche der Christenheit.
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