Erzbischof Marx will in der Kirche keine Gewerkschaften

Für den dritten Weg

Die katholische Kirche in Deutschland will die Löhne und Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten weiterhin ohne Beteiligung der Gewerkschaften regeln. Der Gegensatz von Kapital und Arbeit könne nicht auf die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände übertragen werden, sagte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx.

 (DR)

Erzbischof Marx appellierte bei einer ökumenischen Tagung über das kirchliche Arbeitsrecht, die am Dienstag in Eichstätt zu Ende ging, an die kirchlichen Mitarbeitervertreter, am sogenannten «Dritten Weg» des friedlichen Interessenausgleichs ohne Arbeitskämpfe festzuhalten. Dessen Zukunftsfähigkeit müsse sich in den nächsten Jahren erweisen. Der DGB-Gewerkschaft ver.di billigte er in Kirchen, Caritas und Diakonie weiterhin nur die Rolle des «kritischen Begleiters» zu. Er glaube nicht, dass es den Kirchenbeschäftigten besser ginge, wenn es Tarifverträge und Betriebsräte gäbe, sagte Marx.

Hintergrund der neu aufgeflammten Kontroversen über das Arbeitsrecht in Caritas und Diakonie ist der verschärfte Wettbewerb auf dem Sozialmarkt. «Die Politik hat die Rahmenbedingungen so geändert, dass man mit Krankenhäusern und Altenheimen Aktionäre befriedigen kann», bedauerte Erzbischof Marx. Kirchliche Einrichtungen seien zum Kostenwettbewerb mit Leuten gezwungen, die mit sozialen Dienstleistungen reich werden wollten.

Die christlichen Kirchen haben das verfassungsmäßige Recht, ihre Arbeitsbedingungen selbst zu bestimmen. Dies geschieht auf dem sogenannten Dritten Weg. Dabei verstehen sich Dienstgeber und Dienstnehmer als Dienstgemeinschaft, die alle arbeitsrechtlichen Regelungen im Konsens trifft. Bei den Lohnabschlüssen lehnen sie sich in der Regel an die Tarifvereinbarungen im Öffentlichen Dienst an.