Polens Präsident Lech Kaczynski war im eigenen Land umstritten

Ein Mann mit festen Prinzipien und konservativer Grundhaltung

Der am Samstag bei einem Flugzeugunglück im russischen Smolensk tödlich verunglückte polnische Staatspräsident Lech Kaczynski galt als einer der umstrittensten Politiker seines Landes. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Jaroslaw Kaczynski gehörte er in den 80er Jahren zu den engsten Beratern von "Solidarnosc"-Chef Lech Walesa. Nach der politischen Wende, als Kaczynski 1991 Staatsminister in der Präsidentenkanzlei war, zerstritt er sich jedoch mit dem damaligen Präsidenten Walesa.

Autor/in:
Jörg Schreiber
 (DR)

Der am 18. Juni 1949 in Warschau geborene Kaczynski studierte Recht und engagierte sich frühzeitig in der Opposition. Während des 1981 verhängten Kriegsrechts wurde er interniert. Später saß er mit am «Runden Tisch», wurde Abgeordneter und im Jahr 2000 Justizminister, wobei er sich durch die Verschärfung des Strafrechts hervortat.

2001 gründete er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder, der von 2006 bis 2007 Ministerpräsident war, die nationalkonservative Partei «Recht und Gerechtigkeit» (PiS). Im Herbst 2002 wurde Lech Kaczynski Stadtoberhaupt von Warschau, im Dezember 2005 Staatspräsident.

Gegenüber der Europäischen Union machte sich Kaczynski für eine weitgehende polnische Souveränität stark. Lange Zeit weigerte er sich, den Lissaboner Vertrag zu unterschreiben. Erst nach dem zweiten - zustimmenden - Referendum in Irland unterzeichnete er 2009 das Papier.

Gegenüber Deutschland hatte Kaczynski eine reservierte Haltung. Er war ein Gegner des geplanten «Zentrums gegen Vertreibung». Für Verstimmung im polnisch-deutschen Verhältnis sorgte im Jahr 2006 insbesondere ein satirischer Beitrag der Tageszeitung «taz» unter dem Titel «Polens neue Kartoffel», der die Kaczynski-Brüder als politisch unerfahren und naiv darstellte.