Kuwaits Emir spricht mit dem Papst über die Kirche am Golf

Auf Sand gebaut

Aus Kuwait richteten sich am Donnerstag gespannte Blicke in den fernen Vatikan. Dort war der Emir des Landes, Scheich Sabah al-Ahmad al-Jaber al-Sabah, zu Gast beim Papst. Für den Monarchen der Schlusspunkt seiner Europareise - für Bischof Camillo Ballin, katholischer Oberhirte in Kuwait, ging es um nichts weniger als um die Zukunft der Christen in dem Wüstenstaat.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

Seit Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Kuwait und dem Heiligen Stuhl vor über 40 Jahren war es das erste Mal, dass ein Emir persönlich in den Vatikan reiste. Bischof Ballin verband damit eine ganz konkrete Hoffnung: Die Verlängerung des Pachtvertrags für das Grundstück, auf dem seine katholischen Einrichtungen stehen. Die Frist läuft 2016 aus.

Seit 41 Jahren wirkt der gebürtige Italiener und Ordensmann der Comboni-Missionare als Seelenhirte im Orient. 2005 erhielt er die Bischofsweihe und den Titel eines Apostolischen Vikars für Kuwait. In sechs Jahren, wenn die Kirchenpacht endet, wäre Ballin gerade 72 - ein Alter, in dem man als Bischof durchaus nachdenken kann, wie man das anvertraute Gut für den Nachfolger bestellt. "Wir hoffen, dass der Vertrag um weitere 50 Jahre verlängert wird", sagte Ballin.

Das Gotteshaus der Katholiken steht von Emirs Gnaden auf Staatsgrund, in einem bevorzugten Baugebiet nahe der Küste von Kuwait-Stadt. In der gleichen Zone befindet sich auch eine evangelikale Kirche. Auch sonst müssen sich die Kirchen in Kuwait nicht verstecken: Eine weitere katholische und eine anglikanische Pfarrei siedeln südlich der Hauptstadt bei Ahmadi auf dem Areal der staatlichen Ölgesellschaft. Die koptisch-orthodoxe Gemeinde musste zwar ihren Sitz im Zentrum von Kuwait-Stadt räumen, erhielt aber zur Kompensation ein zehn Mal größeres Grundstück in einem Vorort.

Bislang zeigte die katholische Gemeinde Kuwaits eine geradlinige Aufwärtsbewegung. Es begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer kleinen Mission von Karmeliten. Mit den Ölfunden am Golf kamen Gastarbeiter, unter anderem aus christlich geprägten Regionen Südostasiens. Allein in den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die Katholikenzahl verzehnfacht - auf inzwischen 300.000 nach vatikanischen Angaben.

Für Bischof Ballin bedeutet der Boom ein volles Arbeitspensum: Er und seine Handvoll priesterliche Mitarbeiter feiern wöchentlich 46 Gottesdienste, allein 28 am Sonntag. Die Kirche platzt aber auch buchstäblich aus den Nähten. "Wenn es eine Panik in der Kirche gäbe, hätten wir Hunderte von Toten", erklärte der Bischof laut "The National". Auch andere Konfessionen leiden unter Platzproblemen. Die 10.000 Seelen zählende Gemeinde von Orthodoxen aus dem indischen Kerala hat sich als Gast bei den Protestanten einquartiert. In deren Räumen finden noch 83 andere christliche Gemeinschaften Unterschlupf.

Ballin hätte statt des 5.000-Quadratmeter-Anwesens gern das Achtfache für ein katholisches Zentrum. Bereits vor zwei Jahren habe er beim Emir um mehr Land nachgesucht - allerdings ohne Antwort. Ebenso erging es einem gemeinsamen Antrag der Kopten, Protestanten, Armeniern und Orthodoxen, die über einen vereinten ökumenischen Rat eine ähnliche Bitte lancierten. Widerstand gegen die Ausdehnungsbestrebungen kommt nicht zuletzt von islamistischen Kreisen, die keine weiteren nichtmuslimischen Gebetsstätten auf kuwaitischem Boden wollen.

"Wir bitten nicht um Privilegien, wir wollen keine Sondergesetze oder Extraabkommen", sagte Bischof Ballin. "Wir bitten das Land nur um einen Platz, um zu beten - für das Land und für den Emir." Bei dem Gespräch von Scheich Sabah mit dem Papst sei es auch um die Erwartungen der christlichen Minderheit in Kuwait gegangen, teilte der Vatikan nach dem Treffen mit. Doch ob der Monarch für diese eine Überraschung im Gepäck hat, zeigt sich erst, wenn er wieder nach Hause kommt.