Erzbischof Zollitsch widerspricht Käßmann

"Pille ist kein Geschenk Gottes"

Margot Käßmanns Bewertung der Pille als "Geschenk Gottes" hat Widerspruch der katholischen deutschen Bischöfe hervorgerufen. Er wolle der früheren Bischöfin "entschieden widersprechen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Samstag.

 (DR)

Die Pille «ist etwas, was von Menschen gemacht ist, und nichts, was von Gott als Geschenk in die Welt hineinkam». Daraufhin griff auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, das Thema auf. Dass Gott «die Pille auf die Erde gebracht hat» könne keiner ernsthaft meinen, «und das meint Frau Käßmann auch nicht ernsthaft», so ihr Nachfolger an der EKD-Spitze. Schneider weiter: Von Gott sei allerdings die Sexualität, die eine gute Gabe Gottes sei. Und es gehe bei der Äußerung Käßmanns um den verantworteten Umgang mit Sexualität.

Käßmann hatte sich am Donnerstagabend in einem ökumenischen Frauengottesdienst im katholischen Liebfrauendom zur Pille geäußert und sie dabei wörtlich als «Geschenk Gottes» bezeichnet. Wer sich gegen Kinder- und Müttersterblichkeit sowie die Überbevölkerung engagieren wolle, «wird für Geburtenkontrolle, für einen offenen Zugang zu Verhütungsmitteln eintreten», sagte sie. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende verwies auf die Müttersterblichkeit in Entwicklungsländern sowie auf das Wachstum der Weltbevölkerung. Auch wenn die Pille für viele etwas «Anrüchiges» habe, könne sie in diesem Zusammenhang positive Effekte haben. Es gehe um «Liebe ohne Angst» und um «verantwortliche Elternschaft».

Auf katholischer Seite gibt es eine lehramtliche Ablehnung der Pille. Papst Paul VI. lehnte im Juli 1968 mit der Enzyklika «Humanae Vitae - Über die rechte Ordnung der Weitergabe des menschlichen Lebens» künstliche Empfängnisverhütung ab und erlaubte katholischen Ehepaaren ausschließlich natürliche Methoden der Familienplanung.

Die deutschen Bischöfe reagierten Ende August 1968 mit einer «Königsteiner Erklärung» auf das päpstliche Rundschreiben. In dem Dokument widersprachen sie der Enzyklika nicht explizit, versuchten aber, pastorale Hilfen zu geben und die persönliche Gewissensentscheidung der Eheleute zu respektieren. 2008 bekräftigte Papst Benedikt XVI. zum Jahrestag der Enzyklika die Ablehnung von künstlicher Empfängnisverhütung durch die katholische Kirche.