Von der FIFA-WM werden wohl nur wenige Südafrikaner profitieren

Das Glück selbst in die Hand nehmen

Ob Tourismus-Boom, volle Hotels oder neue Arbeitsplätze: Die Fußballweltmeisterschaft hat in Südafrika überall Hoffnungen auf ein besseres Leben geweckt. Doch vom großen Kuchen werden die allermeisten Südafrikaner wohl nichts abbekommen.

Autor/in:
Katrin Gänsler
 (DR)

Und selbst die Spiele mit den internationalen Stars in den kommenden vier Wochen werden die wenigsten Einheimischen im Stadion verfolgen können. Die Tickets waren einfach zu teuer.
Um die Menschen dennoch am sportlichen Großereignis teilhaben zu lassen, gibt es in Pretoria ein besonderes Projekt: Der Burgers Park im Herzen der Hauptstadt, eigentlich ein beliebter Ruhe- und Rückzugsort, wird während der WM Treffpunkt für all jene, die sich keine Tickets leisten können und sich auch in den exklusiven FIFA-Fanmeilen unwohl fühlen. Die Idee zu der Fanmeile der besonderen Art, die den Namen «Better World Village» trägt, hatte die Tshwane Leadership Foundation, ein Zusammenschluss mehrerer Kirchen im Stadtzentrum. Vom Anpfiff bis zum Finale bietet sie Kindern und Jugendlichen Spiele und Workshops an, um so die langen Schulferien zu überbrücken.

Diskussionsforen über Obdachlosigkeit und Menschenhandel
Fester Bestandteil sind auch Informationen zu Umwelt- und Klimaschutz sowie verschiedene Diskussionsforen über Obdachlosigkeit, Menschenhandel und guten Führungsstil. Und damit sich Menschen während der WM auch etwas dazu verdienen können, dürfen kleine Händler Souvenirs verkaufen und Frauen echtes südafrikanisches Essen anbieten.

Für Organisatorin Kathrin Terblanche ist das eine gute Möglichkeit, die Bewohner von Pretoria zumindest ein kleines bisschen am Sportereignis des Jahres teilhaben zu lassen. «Aus meiner Sicht profitieren die Menschen ansonsten nicht von der WM», sagt sie. Mit dieser Einschätzung ist die Deutsche, die seit vielen Jahren in Südafrika lebt, längst nicht allein.

FIFA-Fanmeilen in der Kritik
Besonders in der Kritik stehen die großen FIFA-Fanmeilen, die in den Austragungsorten für Feierlaune sorgen sollen. Kräftigen Umsatz können dort nur die großen WM-Sponsoren machen. Frauen und Männer, die Telefonkarten, Süßigkeiten oder Afrika-Kitsch verkaufen, haben keinen Eintritt - obwohl gerade sie das Bild des ganzen Kontinents prägen und Touristen aus Übersee zumindest ein wenig Afrika-Gefühl geben könnten.

Schon seit Wochen beklagen auch verschiedene Nichtregierungsorganisationen, die in der Aids-Aufklärung und -Prävention arbeiten, dass auch sie in den Fanmeilen unerwünscht sind. Mittlerweile hat die FIFA dem Vorwurf nach Informationen der Tageszeitung «The Sowetan» zwar heftig widersprochen und betont, dass in speziellen Bereichen nun doch Informationen über das tödliche Virus verteilt werden dürften. Doch ein bitterer Nachgeschmack bleibt.
Projekte der Kirche
Im 1.300 Kilometer entfernten Kapstadt hat die Nichtregierungsorganisation Catholic Welfare and Development (CWD) zur WM einige Projekte auf die Beine gestellt. Die Lage an der Sommerset Road könnte besser nicht sein. Schließlich beginnt nur wenige Meter weiter in Richtung Stadion die offizielle Fanmeile. Herzstück des CWD-Projektes ist ein kleines Cafe, das Frühstück, Mittagessen sowie Handarbeiten aus der Kap-Region anbietet. Für Kinder und Jugendliche gibt es Workshops, und auch die Übertragung der Spiele fehlt nicht.

Für Marketing-Chefin Alrika Hefers wird damit die WM so gut es geht genutzt. «Nichtregierungsorganisationen haben doch sonst gar nichts davon», meint sie. Deshalb ist auch ihr die FIFA mittlerweile ein Dorn im Auge: Sie sei eine große Maschinerie mit genügend Sponsoren und Werbekunden, so Hefers. Platz für gemeinsame Projekte mit kleinen Organisationen gebe es nicht.

Die Not hat sie und ihre Mitarbeiter erfinderisch gemacht: «Wir haben hier unser eigenes WM-Fieber und unsere eigene WM-Begeisterung geschaffen.» Und Alrika Hefers sieht sogar einen entscheidenden Vorteil für ihre Organisation: Anders als das nur vierwöchige Ballspektakel bestünden ihre Projekte auch nach dem letzten Abpfiff weiter.