Düsseldorfer Kunstsammlung K20 wird wieder eröffnet

Die geheime Nationalgalerie

Die Kunstsammlung NRW gilt bei Kennern als "geheime Nationalgalerie" Deutschlands - mit Schlüsselwerken der Klassischen Moderne und der internationalen Kunst seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach zweijähriger Renovierung und Erweiterung öffnete das Haus K20 der Sammlung nun wieder.

Autor/in:
Andreas Rehnolt
 (DR)

"Bei uns steht auch weiter die Kunst im Mittelpunkt", verspricht die Direktorin der Kunstsammlung NRW, Marion Ackermann. "Wir zelebrieren auch weiterhin die Qualität der Sammlung", betont sie bei der ersten Präsentation des grundsanierten und erweiterten Hauses K20 Grabbeplatz in Düsseldorf. Die 44-jährige Museumschefin freut sich riesig, dass die Um- und Neubauten nach zwei Jahren endlich abgeschlossen sind und sie die Schätze der klassischen Moderne von Picasso bis Klee, von Warhol über Beuys bis Magritte und Monet auf nunmehr 5.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentieren kann.

Und mehr noch. An einer Außenwand des Museums prangt als neuer Blickfang ein riesiges Mosaik, das die amerikanische Künstlerin Sarah Morris eigens für die Kunstsammlung NRW entworfen hat. "Origami.2010" lautet der schlichte Titel der sieben Meter hohen und 27 Meter breiten Arbeit aus etwa 2.000 Fliesen, die laut Ackermann "eine große Fernwirkung" für das Museum hat.

"Ein Gesamtkunstwerk"
Der dänische Architekt Steen Savery Trojaborg nennt die erweiterte Kunstsammlung NRW am Donnerstag "ein Gesamtkunstwerk". Damit die Fassade des Erweiterungsbaus - schwarzer Granit-Naturstein - im gleichen Material wie der bestehende Bau ausgeführt werden konnte, musste ein längst geschlossener Steinbruch auf der dänischen Insel Bornholm wieder geöffnet werden, so der Architekt.

Schon beim Betreten des Museums spürt der Besucher, dass die Kunstsammlung NRW am Rande der Altstadt als Tageslicht-Museum konzipiert wurde. Von oben fällt fast wie durch einen Lichtschacht Tageslicht auf die Kunstfreunde. Die geraten aber schon im Erdgeschoss gleich neben dem Foyer in der großen neuen "Klee-Halle" mit Kunstlicht, dunklem Steinfußboden und einer Deckenhöhe von stolzen 6,40 Metern ins Frösteln. An den Wänden hängt noch nichts. Dafür baumeln von der Decke herab rund 900 dicke aufgeblasene schwarze LKW-Reifen, die der deutsche Künstler Michael Sailstorfer jeweils zu drei Stück miteinander verknotet hat. "Wolken" lautet der schlichte Titel dieser bedrohlich aussehenden Himmelsgebilde.

Von dieser Monumentalskulptur geht es dann über eine Treppe in die erste Etage. "Man steigt hinauf zur Kunst", erläutert Museumschefin Ackermann, die voll des Lobes über die Verbesserungen auch im "Altbau" des K20 ist. Neue Lichtsegel lassen die Meisterwerke etwa von Jackson Pollock, Gerhard Richter, Wassily Kandinsky, Max Ernst, August Macke und vielen anderen deutlich klarer erscheinen. "Die 25 Jahre alten früheren Lichtsegel hätten gar nicht mehr viel Licht durchgelassen", erläutert die Kunstexpertin.

Im Zickzackkurs durch die Ausstellung
Andere Räume hat Ackermann baulich verändern lassen. Die Wände in einigen der Räume wurden so installiert, dass sich die Besucher im Zickzackkurs durch die Ausstellung bewegen müssen. Das schaffe immer wieder "neue Durchblicke, so dass die Bilder vielfach in Beziehung zueinander treten". In der Sammlungspräsentation im 1. und 2. Obergeschoss sind jetzt rund 200 Werke zu sehen.

Neugestaltet wurde auch das Café, das sich ab und an in ein Literaturcafé verwandeln soll. Der zweite große neue Saal heißt "obere Klee-Halle", ist 4,90 Meter hoch und verfügt über Parkettboden. Auch hier sind die Wände nicht behängt. Dafür hat der belgische Künstler Kris Martin einen riesigen Heißluftballon "stranden" lassen, dessen Hülle permanent mit kalter Luft aufgeblasen wird. Bis zu 40 Besucher können gleichzeitig in diese kalte Hülle gehen und fröstelnd den Traum vom Abheben träumen.

Ausstellungsreihe mit zeitgenössischen Künstlern
Ganz wichtig ist für Ackermann nach eigenem Bekunden, dass die Besucher nicht nur in der bewundernden Haltung den Meisterwerken gegenüber verharren. In Werkstätten sollen die Besucher selbst kreativ werden können. Mit der Wiedereröffnung des Hauses startet zudem im "Labor", dem neuen Präsentationsraum der Abteilung Bildung, eine Ausstellungsreihe mit zeitgenössischen Künstlern, die sich mit dem Kontext des Museums und der Rolle der Besucher auseinandersetzen. Zum Auftakt verwandelt Karin Sander das "Labor" in eine Produktionsstätte, in der das Publikum selbst ins Blickfeld rückt. Mit Hilfe eines 3D-Kamera-Aufnahmeverfahrens entstehen maßstabsgetreue Gipsabbildungen der Besucher, die die Gestalt ihrer Figur durch Gestus, Pose oder bestimmte Accessoires selbst bestimmen können.

Parallel zur Wiedereröffnung des K20 am Grabbeplatz eröffnete am Samstag das K21 die Ausstellung "Intensif-Station", die 26 Künstlerräume präsentiert. Nach der offiziellen Eröffnung des erweiterten K20 am Samstag haben Kunstfreunde 14 Tage lang die Gelegenheit, sich die erweiterte Kunstsammlung und deren Schätze bei freiem Eintritt anzusehen.