Nach Katastrophe bei Loveparade unterstützt Notfallseelsorge Betroffene und Helfer

Der bisher schlimmste Katastropheneinsatz in NRW

Nach dem Unglück bei der Duisburger Love-Parade kümmerten sich 50 Notfallseelsorger aus den großen Kirchen und Freikirchen um Betroffene und Helfer. "Das war der bisher schlimmste Katastropheneinsatz in Nordrhein-Westfalen", sagte Joachim Müller-Lange, Landespfarrer für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland am Sonntag dem epd.

 (DR)

Der Einsatz unter Leitung des Duisburger Notfallseelsorgers Richard Bannert geht auch nach der Räumung der Unfallstelle weiter: "Wir wissen, dass nun die Einsatzkräfte der Polizei und der Rettungsdienste Unterstützung brauchen", sagte Lange.

Am späten Samstagnachmittag war es in einem Zugangstunnel zur Rave-Party zu einer Massenpanik gekommen. Mindestens 19 Menschen kamen nach derzeitigem Stand ums Leben, 342 wurden verletzt. Viele Besucher wurden nahe der Unfallstelle betreut. Die Theologen mussten sich vor allem um Augenzeugen kümmern, um Menschen, die selbst dem Unglück entkamen und andere sterben sahen. Viele verzweifeln daran, dass sie sich vom eigenen Überlebenswillen leiten ließen, über Sterbende hinwegtraten, anstatt zu helfen, berichtete Müller-Lange. In solchen Fällen sei es wichtig, die Schuld als zusätzliche Belastung anzuerkennen und nicht zu bagatellisieren.

"Wir geben den Menschen, die Gelegenheit zu schildern, was sie erlebten",
beschreibt der Theologe den Kern der Arbeit, die Betroffene in die Lage versetzen soll, mit der erschütternden Situation klar zu kommen. Die Pfarrerinnen und Pfarrer kümmerten sich um auch Menschen, die in Panik nach Freunden und Angehörigen suchten.

Aus der Übung wurde Ernst
Für die Helfer der Katastrophe werde es eine "Einsatz-Nachsorge" geben, kündigte Müller-Lange an. "Ursprünglich waren wir mit 15 Seelsorgern vor Ort", sagte der Landespfarrer, der die hervorragende Einbindung der Notfallseelsorge durch die Organisatoren lobte. Was eigentlich als "Praxistag" geplant war, wurde zum Katastropheneinsatz: "Dass wir in einen Echteinsatz mussten, damit hat niemand gerechnet". Anfangs sei die Lage chaotisch gewesen, schilderte der Theologe. Nachdem das Ausmaß der Katastrophe absehbar war, konnten in weinger als einer Stunde weitere Kräfte aus umliegenden Kirchenkreisen nach Duisburg beordert werden.

Als Besonderheit der Duisburger Loveparade schildert Müller-Lange, der bei der Tsumani-Katastrophe in Thailand und dem Erdbeben in Haiti im Einsatz war, die Betreuung unter dem Dauerbeschuss der Techno-Musik. "Der Partylärm schwappte bis zu unseren Einsatzstellen, begleitete alle Gespräche", sagte er. "Wir hätten uns gewünscht, dass es auf dem Fest eine vernünftige Ansage über die Katastrophe gäbe". Nach seiner Einschätzung wollten die Organisatoren jedoch vermeiden, dass die Mitteilung über das Unglück zu weiter Panik führt.