Der katholische Politiker Sepp Daxenberger stirbt nach langer Krankheit

Abschied vom Öko-Christen

Sepp Daxenberger ist tot. Der katholische Grünen-Politiker war der erste hauptamtliche Bürgermeister seiner Partei in Bayern. Er bezeichnete sich selber immer wieder als gläubigen Christen.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Bereits vor zwei Jahren nahm Daxenberger zur Diskussion um das Konkordat, das das Verhältnis zwischen Staat und Kirche seit zwei Jahrhunderten regelt, Stellung. Bei einem Gesetz, "das auf die Enteignung der Kirche vor über 200 Jahren Bezug nimmt, man ja ruhig mal nachdenken, ob das so noch richtig ist", sagte der gelernte Landwirt damals im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Das ist kein Symbol der Unabhängigkeit und fördert auch nicht die Kritikfähigkeit der Kirche an der Sozialpolitik des Staates."



Auf die Anfrage eines Bürgers in einem Internet-Portal zum gleichen Thema antwortete er: "Ich machte auch nie ein Geheimnis daraus, dass mir manches an der Kirchenorganisation nicht gefällt."



Im SZ-Interview kritisierte er gleichzeitig den kurz zuvor getroffenen Grünen-Beschluss, Kruzifixe aus den Klassenzimmern zu verbannen. Daxenberger erinnerte an seine Großmutter, die im Dritten Reich dafür gekämpft habe, dass die Kreuze in den Schulen bleiben.



Reaktionen

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat den am Mittwoch verstorbenen Sepp Daxenberger als christlich geprägten Politiker gewürdigt. Sein Eintreten für den Verbleib von Kruzifixen in Klassenzimmern und Engagement für die Bewahrung der Schöpfung seien aus einer christlich-kulturellen Prägung hervorgegangen, die Daxenberger persönlich erfahren habe, so Glück im Münchner Kirchenradio.



Sein Tod sei damit ein Verlust, aber gleichzeitig auch ein zusätzlicher Appell, auch im Bereich der Kirche wieder mehr Menschen zu ermutigen, sich zu engagieren. Zurzeit gebe es zu wenig Katholiken, die bereit seien in die Politik zu gehen und die Spannung dort auszuhalten, die wegen der notwendigen Kompromisse auftreten.



Als CSU-Fraktionsvorsitzender und Präsident des Bayerischen Landtags habe er Daxenberger als ein junges Urgewächs voller Engagement, Emotion und Veränderungswillen erlebt, so Glück. Seine Bodenständigkeit, aber auch seine bayerische Aufsässigkeit gegen die Obrigkeit seien seine Markenzeichen gewesen.



Tief bestürzt haben Politiker in Bund und Ländern auf den Tod Daxenbergers reagiert. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach von einer "Tragödie". Die Grünen-Bundesvorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir betonten in Berlin, Bundesvorstand und Partei seien "unendlich traurig".



Roth und Özdemir würdigten ihren Parteikollegen als einen "ganz äußergewöhnlichen, herzenswarmen Menschen". Sie betonten: "Mit Sepp Daxenberger verlieren nicht nur die Grünen einen herausragenden Mitstreiter und außergewöhnlich beliebten und anerkannten Politiker".



Als "großen Verlust" bezeichneten Bayerns Grüne den Tod Daxenbergers. Parteichefin Theresa Schopper kämpfte sichtlich mit den Tränen, als sie am Mittag im Landtag sagte, Daxenberger habe "lange gekämpft und leider verloren". Er habe "ein Herz gehabt wie ein Bergwerk".



Auch die Fraktions- und Parteispitzen von CSU, FDP und SPD in Bayern zeigten sich bestürzt. "Sepp Daxenberger war über die Parteigrenzen hinweg ein äußerst beliebter und angesehener Kollege mit Herz und Verstand", sagte CSU-Fraktionschef Georg Schmid.



Daxenberger wird nur 48 Jahre alt

Der wegen seines Krebsleidens kürzlich zurückgetretene Fraktionschef der bayerischen Landtagsgrünen starb in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 48 Jahren, wie eine Fraktionssprecherin in München sagte. Erst am Sonntag war Daxenbergers Ehefrau einem Brustkrebsleiden erlegen. Der Grünen-Politiker hinterlässt drei Söhne im Alter von 20, 17 und 12 Jahren.



Der Grünen-Politiker litt seit Jahren an Krebs. Bei dem gelernten Schmied wurde 2004 die Krankheit Morbus Kahler diagnostiziert, eine seltene Mischung aus Blut- und Knochenkrebs. Der am 10. April 1962 in Waging geborene Daxenberger machte einst als erster hauptamtlicher Bürgermeister seiner Partei im Freistaat Furore.



Im Jahr 1990 zog er in den Landtag ein, wo er bis 1996 Abgeordneter war. Danach war er bis 2008 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde, von 2002 bis 2008 darüber hinaus Der Grünen-Politiker Landesvorsitzender der bayerischen Grünen. Im Herbst 2008 wurde er nach zwölfjähriger Unterbrechung wieder in den Landtag gewählt und teilte sich seither das Amt des Fraktionsvorsitzenden mit Margarete Bause.