40 Jahre nach letztem Auftritt des Musikers droht Revival-Festival Aus

Fehmarn-Erbe von Jimi Hendrix in Gefahr

Eigentlich sollte im September 1970 auf Fehmarn das "Woodstock" Europas gefeiert werden. Doch statt der Stars kam schon vor 40 Jahren heftiger Regen und schwemmte die Hippie-Träume davon. Von den angekündigten Mega-Stars kam nur Jimi Hendrix auf die Bühne. Es war sein letzter Festival-Auftritt - zwölf Tage später war er tot. Jetzt droht auch das Jimi-Hendrix-Revival-Festival zu sterben.

Autor/in:
Thomas Morell
 (DR)

"Love and Peace" versprach damals das angekündigte Super-Festival auf Fehmarn. Im einsamen Westen der Ostseeinsel, am Strand von Flügge, sollte die Hippie-Party vom 4. bis 6. September 1970 steigen. Karten gab es unter anderem in den Sex-Shops von Beate Uhse. 60.000 Rock-Fans und Hippies sollten mit prominenten Namen wie Procul Harum, Ten Years After und Rod Stewart auf die Insel gelockt werden. Doch als am Vorabend knapp 200 Rocker der Hells Angels nach provozierten Schlägereien mit Hippies und Ordnern selbst als "Ordner" eingesetzt wurden, war der Traum von "Love and Peace" vorbei.   



Bei strömendem Regen eröffnete Blues-Sänger und Moderator Alexis Korner am Freitag das Festival und musste sogleich den Ausfall der Gruppen Taste und Colloseum verkünden. Als später auch Procul Harum und Ten Years After ausfielen, sank die Stimmung der rund 25.000 Musikfans auf den Gefrierpunkt. Inga Rumpf mit Frumpy, Ginger Baker und Mungo Jerry hellten gemeinsam mit einem blauen Himmel später die Stimmung etwas auf.   



Sonniger Höhepunkt war am Sonntag der Auftritt von Jimi Hendrix, der Hits wie "Hey Joe" und "Voodoo Chile" präsentierte. Nur einmal noch trat er danach mit Eric Burdon in einem Londoner Club auf, ehe man ihn am 18. September tot in einem Hotel fand. Der 27-Jährige war mit einer hohen Dosis Alkohol und Medikamenten an seinem Erbrochenen erstickt.    



Wegen Richtlinie droht Verbot

Finanziell war das Festival ein Flop, zumal die Veranstalter auch noch mit der Kasse durchbrannten. Dennoch blieb den Fehmarnern das Festival in so guter Erinnerung, dass sie 1995 das Jimi-Hendrix-Revival-Festival gründeten. Seitdem wird am Flügger Strand jedes Jahr ohne Star-Allüren gerockt. Der Eintritt ist frei, und die einheimischen Helfer arbeiten ehrenamtlich. Über 20.000 Besucher wurden schon gezählt. Immerhin kam Gitarrist Alvin Lee von Ten Years After auf diese Weise doch noch nach Fehmarn, und Inga Rumpf sowie Mungo Jerry wiederholten ihre Auftritte mit Erfolg.   



Auch in diesem Jahr wird es auf laut auf Fehmarn. 14 internationale Bands haben sich für Freitag und Samstag (3./4. September) angekündigt, darunter Wolf Maahn, The Brew aus Großbritannien, Jimmy Bowskill aus Kanada und The Rusties aus Italien. Doch es könnte das letzte Revival-Festival sein. Weil das Gelände gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie geschützt ist, will die Naturschutzbehörde die Veranstaltung nicht mehr genehmigen. Nach dem Verbot durch die Kreisverwaltung im Frühjahr gab es eine Gnadenfrist für dieses Jahr.   



Doch Veranstalter J.J. Krohn will nicht aufgeben. Notfalls will er das Festival mit Hilfe der Gerichte retten. Allemal bleibt den Fans eine Gedenkstätte auf Fehmarn. Als Erinnerung an Jimi Hendrix" letzten Auftritt wurde 1997 ein über zwei Meter hoher Granitstein am Flügger Strand aufgestellt. Er zeigt Hendrix" Gitarre, wenn auch ohne Saiten. Als Fotomotiv zieht er die Insel-Touristen auch bei Sturm und Regen an. Statt dröhnender Hendrix-Riffs hören sie jedoch allenfalls Möwenschreie: Der Jimi-Hendrix-Gedenkstein steht mittlerweile im Naturschutzgebiet.