Muslime kritisieren Ehrung von Mohammed-Karikaturisten

Öl ins Feuer?

Vertreter der muslimischen Verbände in Deutschland haben den Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Verleihung eines Medienpreises an den dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard kritisiert.

 (DR)

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler, sagte der "Mitteldeutschen Zeitung" am Donnerstag, damit werde "nur wieder Öl ins Feuer gegossen". Merkel gebe der Islamfeindlichkeit ebenso wie Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin, der "Volksverhetzung" betreibe, "neue Nahrung". Überhaupt sei es ein Problem, dass "viele Politiker die Islamfeindlichkeit nicht wahrnehmen wollen", fügte der Funktionär hinzu. "Die Lösung des Problems liegt in der Anerkennung des Islam als Religionsgemeinschaft." Ganz generell müsse man mit dem Thema "sensibler umgehen".



Zentralrat-Generalsekretär Aiman Mazyek meinte am Mittwochabend im ZDF, der Zeitpunkt der Ehrung durch Merkel sei hochproblematisch. In der durch die Sarrazin-Debatte aufgeladenen Situation könne Merkels Auftritt gerade im islamischen Ausland missverstanden werden. Viele Muslime fühlten sich durch die Mohammed-Karikaturen pauschal als potenzielle Terroristen diffamiert. Mazyek bekannte sich zur uneingeschränkten Pressefreiheit, forderte gleichzeitig aber Rücksicht auf die Gefühle religiöser Menschen.



Zeichen für die Pressefreiheit

Westergaard war am Mittwoch in Potsdam mit dem M100-Medienpreis wegen seiner Verdienste für die Meinungsfreiheit ausgezeichnet worden. An der Verleihung hatte demonstrativ auch Merkel teilgenommen. Sie verteidigte die Verleihung des Preises als Zeichen für die Pressefreiheit. Sie sei ein hohes Gut und könne nicht als selbstverständlich betrachtet werden. Der Däne hatte 2005 unter anderem den Propheten Mohammed mit einer Bombe als Turban gezeichnet und damit weltweit Proteste ausgelöst.



Unterdessen bekräftigte Westergaard seine Kritik am Freiheitsverständnis vieler Muslime. Oft verstünden sie keine Satire oder wollten sie nicht verstehen. "Sie wollen eine Entschuldigung. Sie haben kein tieferes Gefühl für Demokratie und Freiheit", sagte der Zeichner der Zeitung "Die Welt" (Donnerstag). Die unterschiedliche Sicht auf demokratische Traditionen und Prinzipien trenne die Mehrheitsgesellschaft von vielen muslimischen Migranten. "Das ist wie ein Abgrund zwischen uns."



Die Preisverleihung bedeute ihm viel, so Westergaard. Dies sei "eine immense Geste für mich, die Meinungsfreiheit und für Ihr Land", sagte er der "Welt". Grundsätzlich hätten alle Länder in Europa die gleichen Probleme. "Wir sind mitten in der schmerzlichen Phase der Selbstwahrnehmung von Grenzen."