Im November 2004 wurde der niederländische Filmemacher Theo van Gogh auf offener Straße von einem radikalisierten Muslim ermordet. Van Gogh hatte in seinem Kurzfilm "Submission" ("Unterwerfung") Misshandlungen von Frauen unter Berufung auf den Islam angeprangert. In dem Film werden Koranverse auf die nackte Haut der Darstellerin projiziert.
Ehemalige Häftlinge des US-Gefangenenlagers Guantanamo erklärten 2005, Aufseher hätten den Koran mit Füßen getreten und zerrissen. Außerdem berichteten US-Medien, Koranseiten seien in der Toilette heruntergespült worden, um Häftlinge zum Reden zu bringen. Anschließend kam es zu gewaltsamen Protesten in mehreren islamisch geprägten Ländern. Später räumte der betreffende Gefangene ein, er habe von den Koranseiten in der Toilette lediglich gehört, den Vorgang aber nicht selbst gesehen. In einigen anderen Fällen gab die US-Armee indes zu, dass es vereinzelt eine "falsche" Behandlung des Buches gegeben habe.
Wegen Beschimpfung von Bekenntnissen und der Störung des öffentlichen Friedens wurde 2006 im Münsterland ein Frührentner zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Er hatte Klopapier mit dem Schriftzug "Koran, der heilige Koran" bedruckt und dieses an TV-Sender und Moscheevereine verschickt. Damit wollte er nach eigenen Angaben seine Abneigung gegen den Islam zum Ausdruck bringen.
Im Jemen reichte 2007 der bloße Vorwurf, ein französischer Ingenieur habe ein Koranexemplar zerrissen, um schwere Krawallen auszulösen. Hunderte Jemeniten verwüsteten Einrichtungen eines internationalen Gas-Konsortiums in dem Land.
Ein Jahr später benutzte ein US-Soldat im Irak das Buch, das nach dem Glauben der Muslime Gottes Wort an die Menschen enthält, als Ziel für eine Schießübung. Gegen den Soldaten wurde nach Armeeangaben ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der damalige US-Präsident George W.
Bush entschuldigte sich bei der irakischen Regierung. In Afghanistan kam es dennoch zu blutigen Ausschreitungen wegen der Schüsse auf das Buch.
Im Jahr 2009 zogen mehr als tausend Demonstranten durch die Straßen der griechischen Hauptstadt Athen und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auslöser für die Proteste war eine vermeintliche Schmähung des Buches bei einer Polizeikontrolle.
In einigen Ländern wird der Vorwurf der Koranschmähung aber auch eingesetzt, um gegen religiöse Minderheiten oder unliebsame Personen vorzugehen. Vor allem in Pakistan reicht manchmal allein der Vorwurf, jemand habe den Koran oder den Islam geschmäht, um inhaftiert zu werden. Als Grundlage dafür dient ein Anti-Blasphemie-Gesetz.
Muslimische Politiker nehmen Schmähungen des Koran oder des Islam immer wieder zum Anlass, um den Westen zu beschimpfen und so von Problemen im eigenen Land abzulenken. Wie im Streit über die 2005 veröffentlichen dänischen Mohammed-Karikaturen wird die Empörung über die empfundene Beleidigung der Religion oft politisch gelenkt. Dann dürfen auch in Ländern, die sonst öffentliche Proteste im Keim ersticken, Demonstranten durch die Straßen ziehen und Flaggen westlicher Staaten verbrennen.
Im vergangenen Jahr stürmten aufgebrachte Muslime nach Angaben des katholischen Hilfswerks "Kirche in Not" ein überwiegend von Christen bewohntes Dorf im Nordosten Pakistans und zündeten die Kirche an. Auslöser der Unruhen war offenbar eine Romanze zwischen einer Muslimin und einem Christen. Um die Beziehung zu verhindern, soll die Mutter der Muslimin erklärt haben, das Paar habe den Koran geschändet. Der Christ kam den Angaben zufolge später in Haft unter zunächst ungeklärten Umständen zu Tode.
Koranschändungen als Provokation oder politische Waffe
Hintergrund
Wenn der US-Prediger Terry Jones am kommenden Samstag wie angekündigt Koranausgaben verbrennt, sind wütende Proteste in der islamischen Welt vorprogrammiert. Seit einigen Jahren reißen Berichte über tatsächliche oder mutmaßliche Schmähungen des heiligen Buchs der Muslime nicht ab. Dabei werden die religiösen Gefühle von Muslimen oft bewusst verletzt. Auch Islamkritiker wie der kaum bekannte Prediger Jones setzen auf Provokation, um sich zu profilieren. Allerdings wird die Empörung der Gläubigen auch auf muslimischer Seite für politische Zwecke instrumentalisiert, wenn Minderheiten unter dem Vorwurf der Koranschmähung drangsaliert werden oder Hass auf den Westen geschürt werden soll. Ein Überblick über wichtige Fälle der vergangenen Jahre.
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