Blutwunder des heiligen Januarius eingetreten

Pünktliche Verflüssigung

Pünktlich zum Fest des heiligen Januarius ist das legendäre Blutwunder in Neapel wieder eingetreten. Noch vor der Predigt von Kardinal Crescenzio Sepe während der Sonntagsmesse im Dom zeigte das Winken eines weißen Tuches das erfolgte Mirakel an. Anschließend präsentierte Sepe unter Applaus die Ampullen mit dem verflüssigten Blut des frühchristlichen Märtyrers.

 (DR)

Eine Verzögerung oder ein Ausbleiben des Blutwunders wird von den Neapolitanern als Vorzeichen auf schlimme Ereignisse angesehen. Der Enthusiasmus der Gläubigen wurde allerdings durch die Predigt Sepes gedämpft. Neapel habe stets von Brot und Hoffnung gelebt, sagte der Kardinal italienischen Medien zufolge. Inzwischen sei die Stadt an einem Wendepunkt angelangt; es gebe "weder Brot noch Hoffnung".



Sepe verwies bei seiner Lagebeschreibung auf Mafia-Verbrechen von dem Massaker in Castel Volturno 2008 bis zur kaltblütigen Erschießung des Bürgermeisters von Pollica, Angelo Vassallo, vor zwei Wochen. Weiter erinnerte er an die Häufigkeit von Berufsunfällen und das Geschwür des organisierten Verbrechens. All das trage dazu bei, aus der Region um Neapel ein Land ohne Hoffnung zu machen, so der Kardinal.



Januarius, auf Italienisch "San Gennaro", wurde der Überlieferung nach am 19. September 305 zur Zeit der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian enthauptet. Das aufbewahrte Blut des Heiligen ist normalerweise fest verklumpt. Seine "wunderbare" Verflüssigung ist seit dem Mittelalter belegt und findet gewöhnlich am 19. September, am 16. Dezember und am Samstag vor dem ersten Mai-Sonntag statt.