Kirchen rufen EU zu entschiedenerer Armutsbekämpfung auf

Einheitliche Forderungen

Christliche Kirchen und Wohlfahrtsorganisationen haben einen gemeinsamen Forderungskatalog zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung in der EU vorgelegt. In dem am Donnerstag in Brüssel vorgestellten Dokument verlangen sie unter anderem Mindestlöhne, mehr Unterstützung für ehrenamtlich Tätige, den Sonntagsschutz und stärkere Unterstützung für Familien mit Armutsrisiko.

 (DR)

In ihrer Analyse kommen die Kirchen und Wohlfahrtsorganisationen zu dem Schluss, Europa sei ein reicher Kontinent, auf dem aber große Ungleichheiten herrschten. 17 Prozent der Bevölkerung lebten mit einem Armutsrisiko. Die Wirtschafts- und Finanzkrise sei das Ergebnis falscher Politik, falscher Prioritäten und falscher Werte. Von ihr seien die Schwächsten besonders betroffen.



Besonderes Augenmerk verlangen die Kirchen und Wohlfahrtsverbände für die Lage von Frauen. Sie warnen zugleich vor einem weiteren Abbau staatlicher Sozialleistungen Nötig sei zudem, den konsumorientierten Lebensstil zu ändern und emotionale, moralische und spirituelle Armut zu bekämpfen.



Zu den Empfehlungen der Kirchen und Wohlfahrts-Dachverbände gehört, allen EU-Bürgern den Zugang zu Dienstleistungen von allgemeinem Interesse zu sichern. Dazu gehöre auch, soziale und Gesundheitsdienstleistungen öffentlich zu finanzieren. Gemeinsam mit den Mitgliedstaaten solle die EU zudem daran arbeiten, ein System von Mindestlöhnen einzuführen, um Armut trotz Erwerbstätigkeit zu bekämpfen. Daneben sprechen sich die Kirchen und Wohlfahrtsverbände auch für ein Mindesteinkommen für alle aus.



EU und Mitgliedstaaten sollten zudem mehr unternehmen, um bis 2015 Obdachlosigkeit zu beenden. Die EU solle Schritte unternehmen, um alternative Konsumstile zu fördern. So sollten auch neue Indikatoren eingeführt werden, um Armut und Ausgrenzung zu messen. Besondere Unterstützung bräuchten zudem Familien mit Armutsrisiko, etwa durch reduzierte Mehrwertsteuersätze für Produkte für Kinder, Kindergeld und Familienurlaub für Erziehungsberechtigte. Im Europäischen Sozialfonds und im EU-Haushalt müsse der Armutsbekämpfung mehr Gewicht beigemessen werden. Dafür sollten zehn Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel verwendet werden.



Die Vorschläge wurden gemeinsam von der EU-Bischofskommission COMECE, der Kommission Kirche und Gesellschaft der Konferenz Europäischer Kirchen sowie den Wohlfahrts-Dachverbänden Caritas Europa und Eurodiaconia aufgestellt.