Brasiliens Kurienkardinal Claudio Hummes geht in den Ruhestand

Bischof der Weltkirche

Wie der deutsche Kurienkardinal tritt auch sein Amtskollege Claudio Hummes zurück. Mit dem Präfekten der vatikanischen Kleruskongregation gibt der derzeit einzige lateinamerikanische Kurienminister sein Amt auf.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

Vergleichsweise spät kam der Franziskaner Hummes an die römische Kurie. Erst im Alter von 72 Jahren wurde der damalige Erzbischof von Sao Paolo im Oktober 2006 an die Spitze der Kleruskongregation berufen. Im Gegensatz zu manch anderem Vatikan-Minister hatte der neue Verantwortliche für rund 270.000 Diözesanpriester in seiner bisherigen Laufbahn außer einem vierjährigen Studienaufenthalt in der italienischen Hauptstadt keine Erfahrungen in Rom gesammelt. Dafür kannte er die Weltkirche aus langjähriger Leitungserfahrung besser als viele seiner römischen Kollegen.



Höhepunkt seiner rund vierjährigen Tätigkeit an der Spitzte dieser Kurienbehörde war das Internationale Priesterjahr, das im Juni in Rom mit einem großen Klerikertreffen schloss, an dem mehr als 15.000 Geistliche aus aller Welt teilnahmen. "Am liebsten wäre uns, das Priesterjahr würde nie enden", sagte Hummes am Ende der Initiative. Zur besonderen Herausforderung wurde das Priesterjahr für ihn freilich durch die unerwartete Erschütterung der Kirche infolge des Missbrauchsskandals.



Dass diese Initiative trotzdem als Erfolg verbucht werden konnte, liegt nicht zuletzt auch daran, dass Hummes das Thema "sexuellen Missbrauch" schon frühzeitig offensiv aufgegriffen hat. Schon kurz nach seiner Ernennung zum Präfekten der Kleruskongregation trat der Franziskaner mit der Forderung nach einer sorgfältigeren Auswahl der Priesteramtskandidaten hervor, um sexuellem Missbrauch vorzubeugen. Eine Forderung, die mittlerweile zum Allgemeingut der Kirchenleitungen zählt.



Deutsche Vorfahren

Als der von deutschen Vorfahren aus dem Hunsrück abstammende Hummes im Herbst 2006 nach Rom kam, konnte er auf reichhaltige Erfahrungen aus der Brasilianischen Bischofskonferenz, der größten der Weltkirche, zurückgreifen. Papst Paul VI. berief den damals 40-Jährigen Franziskaner im März 1975 zum Koadjutor der südbrasilianischen Diözese Santo Andre, deren Leitung er schon im Dezember des gleichen Jahres übernahm. Zuvor war der 1934 im brasilianischen Montenegro geborene Hummes unter anderem Ökumene-Berater der Brasilianischen Bischofskonferenz und Dozent für Philosophie in Viamao und Porto Alegre gewesen. Von 1972 bis 1975 leitete er die Ordensprovinz Rio Grande do Sul der Franziskaner.



Während seiner Zeit als Bischof von Santo Andre, der größten Industrieregion des Landes, setzte sich Hummes insbesondere für das ökumenische Gespräch und die Belange der Arbeiter ein. Gemeinsam mit dem damaligen Erzbischof von Sao Paulo, Kardinal Paulo Evaristo Arns, wandte er sich gegen einen "wilden Kapitalismus". Im Mai 1996 machte ihn Papst Johannes Paul II. als Nachfolger des nach Aparecida versetzten Kardinals Aloisio Lorscheider zum Erzbischof von Fortalezza im Nordosten des Landes.



Weiterhin viele Verpflichtungen

Und knapp zwei Jahre später wurde er mit der Leitung der mit rund 6,6 Millionen Katholiken größten brasilianischen Diözese Sao Paolo betraut. Der Schritt an die Spitze der Bischofskonferenz blieb Hummes jedoch zwei Mal verwehrt. Mit seiner Kandidatur für den Vorsitz der mehr als 300 Mitglieder zählenden Gremiums unterlag er zuerst in der Wahl 1999 dem Bischof von Pelotas, Jayme Henrique Chemello, und 2003 dem Erzbischof von San Salvador da Bahia, Kardinal Geraldo Majella Agnelo. In Rom gelang ihm unterdessen ein weiterer Aufstieg: 2001 wurde Hummes von Johannes Paul II. ins Kardinalskollegium berufen.



Auch nach seiner Pensionierung hat Hummes als Mitglied von knapp einem Dutzend Vatikanbehörden weiterhin viele Verpflichtungen in Rom haben. Was er nach seiner Emeritierung machen wird, ist dennoch ungewiss. Beobachter wollen nicht ausschließen, dass er in seine Heimat Brasilien und in die dortige Seelsorge zurückkehrt.