Debatte um Deutschpflicht auf Schulhöfen

Pausenbrottausch nur auf Deutsch

In der Integrationsdebatte ist die Forderung nach einer Deutschpflicht laut geworden. Die Integrationsbeauftragte Böhmer hatte sich dafür ausgesprochen. Niedersachsens Innenminister Schünemann kritisierte den Vorschlag dagegen als "reine Symbolpolitik".

 (DR)

Eine Regelung, die Deutsch als verpflichtende Sprache auch auf Pausenhöfen vorschreibe, "trüge nur neue Konflikte in die Schulen hinein", warnte  Uwe Schünemann (CDU) in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe). Erforderlich sei vielmehr eine "frühzeitige Sprachförderung junger Migranten in den Kindergärten", um Sprachprobleme bis zum Schulalter zu beheben. Damit lasse sich am ehesten erreichen, dass in Schulen deutsch gesprochen werde, "was ich für absolut richtig halte". Schünemann forderte zudem, "Deutsch als Landessprache im Grundgesetz festzuschreiben".



Einkommensgrenze für gutausgebildete Fachkräfte
In der Zuwanderungsdebatte sprach sich Schünemann dafür aus, die jährliche Einkommensgrenze für hochqualifizierte Fachkräfte von 66.000 auf 40.000 Euro herabzusetzen. Deutschland habe sich zu lange aus berechtigter Sorge vor Zuwanderung in die Sozialsysteme auch gegenüber gut ausgebildeten Fachkräften abgeschottet. "Im Ergebnis kommen seit Jahren durchschnittlich nur 400 Hochqualifizierte nach Deutschland, während gleichzeitig rund 150.000 abwandern". Ein von FDP und Wirtschaft gefordertes Punktesystem für Zuwanderer lehnte Schünemann hingegen ab.


Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), sagte der Zeitung "Die Welt", vor einem Jahr habe eine solche Diskussion noch einen Aufschrei hervorgerufen. "Heute hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: Deutsch muss verpflichtende Schulsprache sein." Die Integrationsbeauftragte kündigte zudem an, dass der Bund den Druck auf die Behörden erhöhen werde, damit der Besuch verpflichtender Deutschkurse besser überwacht werde.



Deutsche Schüler in der Minderheit

"An manchen Schulen sind Deutsche inzwischen die Minderheit", kritisierte auch FDP-Generalsekretär Lindner in der "Bild"-Zeitung. Es helfe der Integration, wenn dort Deutsch nicht nur im Unterricht, sondern auch auf dem Pausenhof gesprochen werde. Lindner verwies auf Schulen, an denen es entsprechende Vereinbarungen bereits gibt. An einigen Schulen hätten Lehrer, Eltern und Schüler gemeinsam eine Deutschpflicht beschlossen: "Das ist ein gutes Beispiel für andere."



Regierungssprecher Seibert stellte klar, dass die Bundesregierung auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Schulen setze. "Das kann an Schulen mit hohem Ausländeranteil ein wichtiger Schritt zu einer funktionierenden Integration sein." Die Bundesregierung hoffe, dass möglichst viele Schulen auf solche Vereinbarungen zwischen Schüler, Lehrern und Eltern setzen.



Vorzeigemodell in Stuttgart

So besteht beispielsweise eine Stuttgarter Realschule darauf, dass auf dem Pausenhof Deutsch gesprochen wird. Dadurch sollen die Sprachkenntnisse verbessert und Konflikte vermieden werden. Vor vier Jahren hatte eine Berliner Realschule die Debatte über Deutsch auf dem Pausenhof mit einem ähnlichen Modell ausgelöst.



Der integrationspolitische Sprecher der Grünen, Memet Kilic, kritisierte dagegen eine Deutschpflicht auf Schulhöfen. In der öffentlichen Wahrnehmung werde damit der Eindruck erweckt, Migrantenkinder seien nur deshalb nicht so gut in der Schule, weil sie in der Pause in ihrer Muttersprache sprechen. Damit lenke die Bundesregierung nur von der eigenen Unfähigkeit in der Integrationspolitik ab.