Rebecca Pabon arbeitet für den Bund Niederländischer Gewerkschaften FNV als "Organizer". Die junge Frau mit dem knallrot gefärbten Haar ist in Amsterdam, Rotterdam und Den Haag unterwegs, um Hausangestellte von den Vorteilen einer Mitgliedschaft in der Gewerkschaft zu überzeugen. "Sehr mühsam" sei das, erklärt die Puertoricanerin, die einst selbst als Hausmädchen in die Niederlande kam. Dass sie neben Englisch und Niederländisch auch Spanisch spricht, ist wichtig, denn die meisten Hausangestellten sind Migranten. In den Niederlanden arbeiten traditionell viele Philippininnen als Hausmädchen.
Eine von ihnen ist Lorie Matulay aus Amsterdam, die sagt: "Wir wollen kein Mitleid, wir wollen Rechte." Sie betreut drei Kinder einer Familie. "Wieso werden wir so gering entlohnt, wenn uns das Wichtigste anvertraut wird, die eigenen Kinder?"
Weltweit sind die meisten Hausangestellten Migranten. Oder anders: Migranten kommen mit einem Job in einem Privathaushalt zu bezahlter Arbeit. Ihre Arbeitgeber fragen oft nicht nach Aufenthaltspapieren. Doch ohne Papiere müssen die Migranten nicht nur Kontrollen der Polizei fürchten, sie sind auch ihren Arbeitgebern schutzlos ausgeliefert. Peter Verhaeghe, bei Caritas Europa in Brüssel zuständig für Migrationsfragen, sagt, dass die Hausangestellten oft Gewalt und sexuellen Übergriffen ausgesetzt seien. Einige Arbeitgeber ziehen sogar den Pass ihrer Hausangestellten ein, um diese an sich zu binden.
Das katholische Hilfswerk Caritas engagiert sich nicht nur auf europäischer Ebene für Hausangestellte, sondern unterhält auch Beratungszentren etwa im Libanon. Ein "sicheres Haus" bietet im Libanon Hausangestellten Zuflucht, die geschlagen oder sexuell belästigt wurden. Die meisten Hausangestellten dort stammen aus Sri Lanka. Auch im Herkunftsland informiert Caritas über die Arbeitsbedingungen im Ausland, damit Ausreisewillige sich realistische Vorstellungen machen können.
3,8 Millionen Familien in Deutschland mit Hausangestellten
Derzeit beschäftigen rund 3,8 Millionen Familien in Deutschland Hausangestellte. Die Tendenz steigt, denn je mehr Frauen berufstätig sind, desto mehr suchen sie Unterstützung durch Angestellte. Außerdem steigt der Anteil älterer Menschen an der Gesellschaft, und diese benötigen häufiger Hilfe im Haus oder bei der eigenen Versorgung.
Einige Staaten haben einen Weg gefunden, die Arbeit der Hausangestellten aus der Schattenwirtschaft zu führen. So vergibt der niederländische Staat "Service Schecks". Mit den Schecks bezahlen Privathaushalte die Arbeit der Hausangestellten. Der Staat subventioniert die Schecks und führt die Beiträge zur Sozialversicherung ab. Zur Organisation der Einsätze wurden Agenturen gegründet. Von diesem System profitieren alle: Die Hausangestellten haben Zugang zur Sozialversicherung, sie zahlen Steuern an den Staat, und die privaten Arbeitgeber sind sich sicher, dass alles legal zugeht. Dieses System erreicht jedoch nicht diejenigen, die ohne gültigen Aufenthaltsstatus in den Niederlanden leben.
Um die Rechte aller Hausangestellten weltweit zu stärken - ob mit gültigem Ausweis oder ohne - plant die Internationale Arbeitsorganisation ILO, bei ihrer nächsten Sitzung im kommenden Juni eine Konvention zu verabschieden. Sie soll festlegen, wer als Hausangestellter gilt, welche Löhne das Minimum und welche Arbeitszeiten das Maximum sind, wie Diskriminierung verhindert wird. Der Knackpunkt: Eine Mehrheit der ILO-Mitglieder muss der Konvention zustimmen. Europaweit leisten derzeit Gewerkschaften und Nicht-Regierungsorganisationen Lobbyarbeit, um Stimmen für die Konvention zu sammeln.
Angestellte in deutschen Haushalten haben oft keine Rechte
Dem Arbeitgeber ausgeliefert
Hausmädchen, Kinderfrauen, Butler und Gärtner haben eines gemeinsam: Sie arbeiten in privaten Haushalten und haben kaum Rechte. Das soll nun anders werden: Im kommenden Jahr plant die Internationale Arbeitsorganisation ILO eine Konvention über die Rechte von Hausangestellten, die schon jetzt diskutiert wird.
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