Spitzenpolitiker wollen in den Weihnachtsferien vor allem ausspannen und Ruhe haben

Fondue, Forelle und Kartoffelsalat

Nicht alle Spitzenpolitiker können sich dieses Jahr gänzlich unbeschwert in die Weihnachtsferien stürzen. Nach dem vorläufigen Scheitern der Hartz-IV-Reform im Bundesrat verfolgt das Thema so manchen bis in die Feiertage. Andere können dagegen pünktlich zu Heiligabend Krawatte und Kostüm ablegen, Parteibuch gegen Romanlektüre tauschen und im Familienkreis oder Ski-Urlaub zwischen den Jahren ausspannen.

Autor/in:
Marc Kalpidis
 (DR)

An den Parteigrenzen macht die Freude auf ein besinnliches Weihnachtsfest mit den Lieben jedenfalls keinen Halt. Besonders lebhaft geht es bei Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zu, die Heiligabend mit ihrem Vater, Ehemann Heiko und den gemeinsamen Kindern verbringt. Um Stress vorzubeugen, will die siebenfache Mutter ein kaltes Buffet vorbereiten: "So muss keiner bis kurz vor der Bescherung in der Küche wirbeln und wir haben mehr Zeit fürs Geschenke auspacken". Über die Feiertage stoßen zudem noch ihre Geschwister samt Familien dazu, "und mein Vater freut sich, alle 31 Enkelkinder um sich zu haben".



Keine Experimente: Gegessen wird Fondue, Forelle und Kartoffelsalat

Genau wie die Arbeitsministerin und ihr für Wirtschaft zuständiger Kabinettskollege Rainer Brüderle (FDP) geht auch SPD-Chef Sigmar Gabriel am 24. Dezember mit seiner Familie in die Kirche, allerdings erst nachts und im heimischen Goslar. Zum Trotz gegen die winterliche Kälte tischt seine Schwester anschließend wärmendes Fondue auf.



Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) stellt sich selber an den Herd, wagt aber keine Experimente: Das Weihnachtsmenü wechselt seit Jahren beständig zwischen Forelle auf Meerrettichsahne und Kartoffelsalat mit Würstchen. Auf letzteren schwört auch Innenminister Thomas de Maizière (CDU), der Heiligabend mit seiner Familie in Dresden verbringt und dort das Kirchenkonzert des Kreuzchors besucht.



Bildungsministerin Annette Schavan trifft über Weihnachten zunächst ihre Mutter und Geschwister in Neuss. Danach geht es dann an den Bodensee, wo die CDU-Politikerin ausgiebig durch die Weinberge spazieren und sich dem über tausend Seiten starken Buchband des Historikers Heinrich August Winkler über die "Geschichte des Westens" widmen will. Fällt genügend Schnee, plant Schavan auch einen Abstecher in die Loipe.



Merkel hält Neujahrsansprache, Westerwelle feiert Geburtstag

Auf ihren ausgedehnten Ski-Urlaub mit Freunden in den Alpen fiebert Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hin: "Ich freue mich auf die frische Bergluft. Nachts in den kalten, klaren Sternenhimmel zu schauen, das ist für mich immer wieder ein ganz besonderer Moment." Vielleicht begegnet sie dabei ja auch Familienministerin Kristina Schröder (CDU), die auf den Schweizer Skipisten ihre Schwungtechnik optimieren will.



Ob Bundeskanzlerin Angela Merkel wie in den Vorjahren genügend Zeit zum Ski-Langlaufen haben wird, ist noch unklar. Fest steht lediglich: Die CDU-Vorsitzende erholt sich in den Bergen und muss vor Silvester noch ihre Neujahrsansprache aufzeichnen.



Außenminister Guido Westerwelle hat einen verlässlichen Fixpunkt im Kalender, nämlich seinen 49. Geburtstag am 27. Dezember. Außerdem freut sich der FDP-Vorsitzende darauf, Weihnachten ausschlafen zu können. "Wir werden auch nicht zu Hause sein, müssen nichts kochen und werden uns in einem Restaurant bedienen lassen", sagte er dem SWR. Wohin die Urlaubsreise geht, wollte er jedoch nicht verraten. "Dort, wo wir feiern werden, gibt es keine Weihnachtsbäume", sagte der Vizekanzler lediglich.



Ganz anders sieht das bei Grünen-Parteichefin Claudia Roth aus, die Heiligabend zusammen mit ihrer Mutter und der ganzen Familie wie jedes Jahr in Österreich feiert. Dort genießt sie in schneebedeckter Berglandschaft "die Ruhe, das Zusammensein mit meinen Liebsten und die Abgeschiedenheit von der Berliner Hektik und dem High-Speed-Leben". Ihr Amtskollege Cem Özdemir verbringt die Feiertage notgedrungen mit Freunden und Nachbarn in Berlin. "Wir schaffen es dieses Jahr leider nicht zur Familie meiner Frau nach Argentinien zu fahren, weil meine Frau arbeiten muss", bedauerte der Grünen-Vorsitzende. Dafür habe er nun endlich Zeit für die Familie und könne sich richtig erholen, bevor es dann 2011 ins Super-Wahlkampfjahr geht.



Aigner wünscht sich "mehr Zeit für meinen Freund"

Eine eher ungewöhnliche Tradition verfolgt Linksparteichefin Gesine Lötzsch, die seit Jahren in der Silvesternacht durch ihren Wahlbezirk Berlin-Lichtenberg tourt. Binnen vier Stunden besucht sie unter anderem eine Polizeistation und eine Feuerwache, zwei Krankenhäuser und ein Wohnheim für Asylbewerber. Um Mitternacht stößt sie dann in einer S-Bahn-Werkstatt mit den Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe auf ein gesundes und erfolgreiches 2011 an.



Mit Blick auf das nächste Jahr dürften die guten Vorsätze von Ministerin Aigner auch ihren Berufskollegen aus der Seele sprechen: Die CSU-Politikerin wünscht sich "mehr Zeit für meinen Freund, für meine Familie und den Bekanntenkreis - auch wenn der Terminkalender fürs neue Jahr schon jetzt wieder aus allen Nähten platzt".