Bischöfe bieten sich in der Elfenbeinküste als Vermittler an

Warnung vor Einmischung

In der Elfenbeinküste schwelt der Machtkampf zwischen dem abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo und dem allgemein als Wahlsieger vom November anerkannten Alassane Ouattara gefährlich weiter. Angesichts des eskalierenden Konflikts haben Bischöfe des westafrikanischen Landes zwischenzeitlich mit Nachdruck vor einer militärischen Intervention durch benachbarte afrikanische Staaten oder gar die Vereinten Nationen gewarnt.

 (DR)

Nach mehreren Unterredungen mit Gbagbo und Ouattara, betonen die 16 Mitglieder der Bischofskonferenz (CECI) in ihrem am 3. Januar am Regierungssitz in Abidjan veröffentlichten Schreiben, sie sähen im direkten Dialog zwischen den Kontrahenten den geeignetsten Weg aus der Krise. Dafür bieten sie sich als Vermittler an. Beide sollten vor allem ihre gewaltbereiten Anhänger zurückrufen, damit es nicht zu weiterem Gefährdungen für die Bevölkerung komme. Bei Respekt und beiderseitigem guten Willen, so die CECI unter Vorsitz von Erzbischof Joseph Yapo Ake (59) von Gagnoa, sei ein unblutiger Ausweg aus der Krise, deren Folgen ansonsten unabsehbar sein könnten, möglich.



Nach diesem Ausweg sieht es vorerst nicht aus. Auch den jüngsten Kompromissvorschlag von Ouattara, die Macht zu teilen, ließ Gbagbo barsch zurückweisen. Er könne sich, hatte der international anerkannte Wahlsieger Ouattara erklärt, die Bildung eines "großen gemischten Kabinetts" vorstellen. Im Namen seines Herrn konterte Pascal Affi N"Guessan, der Chef der Ivorischen Volksfront (FPI), dies sei ein Ablenkungsmanöver. Der Sieg Gbagbos vom 28. November 2010 sei "nicht verhandelbar". Dennoch will die Afrikanische Union (AU) am Wochenende eine neue Vermittlung versuchen. Ihr Gesandter, Kenias Regierungschef Raila Odinga, werde am Donnerstag oder Freitag nach Abidjan reisen. Dabei hat er die Unterstützung der Staatengemeinschaft.



Ursachen in der Vergangenheit

Durchaus gravierend stufte Misereor-Mitarbeiter Wilhelm Thees, zuletzt vor wenigen Wochen in der Cote d"Ivoire, die Risiken der innenpolitischen Krise in dem westafrikanischen Staat ein. Die Ursachen lägen jedoch nicht nur im aktuellen Machtkampf, sondern in der Vergangenheit. Führte einst der Export von Kakao- und Kaffee zu einem Wirtschaftsboom, so kam es aufgrund des Verfalls der Weltmarktpreise zu immer größeren sozialen Spannungen zwischen den Einheimischen und den seinerzeit ins Land geholten Gastarbeitern. Gerufen hatte die vor allem Felix Houphouet-Boigny (1905-93), der erste Präsident nach der Unabhängigkeit von Frankreich (1960-93). Seine Politik und die damalige ökonomische Lage ließen den Staat von der Größe Polens an der Atlantikküste zu einem stabilen "Musterland" des Schwarzen Kontinents aufsteigen. Den Wohlstand dieser Epoche symbolisiert nicht zuletzt die von Houphouet-Boigny in den 1980er Jahren in der neuen Hauptstadt Yamoussoukro errichte Basilika Notre Dame, die dem Petersdom in Rom nachempfunden ist. Den Monumentalbau weihte Johannes Paul II. bei seinem Besuch 1990 ein.



In der Cote d"Ivoire leben rund 20 Millionen Menschen, verteilt auf 60 unterschiedliche Ethnien. Etwa 40 Prozent der Ivorer sind Muslime; je ein Drittel gehört zu einer christlichen Kirche. Für die 3,7 Millionen Katholiken bestehen vier Erzdiözesen und elf Bistümer. Alle 15 Diözesen sind heute mit Einheimischen besetzt; das Durchschnittsalter im Episkopat liegt bei 56 Jahren. Im Bistum Yopougon wirkt zudem mit Bischof Salomon Lezoutie ein Koadjutor.