Ägyptische Demonstranten in Berlin fordern Mubarak-Rücktritt

Proteste vor ägyptischer Botschaft

In Berlin haben am Wochenende bei mehreren Demonstrationen Hunderte Menschen ihre Solidarität mit der Freiheitsbewegung in Ägypten bekundet. Am Sonntag versammelten sich nach Veranstalterangaben 250 Menschen am Potsdamer Platz in Mitte, um im Anschluss zur ägyptischen Botschaft in die Stauffenbergstraße am Tiergarten zu ziehen.

Autor/in:
Torsten Hilscher
 (DR)

Die in Deutschland lebenden Ägypter waren aus dem gesamten Bundesgebiet angereist, eine größere Gruppe aus Leipzig. Auf Transparenten forderten sie den Rücktritt des ägyptischen Staatschefs Husni Mubarak und die Freilassung aller politischen Gefangenen. Zugleich gedachten sie mit einer Schweigeminute der Opfer der Proteste seit dem 25. Januar in ihrer Heimat. Mit Erlaubnis der Polizei hätten sie später zu Ehren der Toten Blumen vor den Toren der Botschaft niedergelegt, berichtete Mitorganisator Walid Abd El Gawad nach der Abschlusskundgebung.

In Ägypten war die Sicherheitslage am Sonntag außer Kontrolle geraten. Nachdem sich die Polizei aus den Städten zurückgezogen hatten, machten tausende geflohene Häftlinge die Straßen unsicher. Aus Angst vor Plünderern bildeten Bewohner mehrerer Städte bereits Bürgerwehren. Ungeachtet dessen hielten die machtvollen Demonstrationen Tausender Bürger an.

Tunesien als Vorbild
Am Potsdamer Platz in Berlin verwies Mitorganisator Atef Botros auf die Vorbildwirkung der Ereignisse in Tunesien. "Diese Revolution hat die Menschen in Ägypten inspiriert", sagte der Politologe von der Universität Marburg in seiner Rede vor den Demonstranten. Der erste Tag des ägyptischen Aufstandes am 25. Januar werde in die Geschichte des Landes eingehen. "Wir senden drei Botschaften aus Berlin: An unsere Landsleute in Ägypten: Macht weiter so und akzeptiert keine halben Lösungen. An die Welt: Die Menschen in den ägyptischen Städten haben Angst vor Banden. In Alexandria gibt es kein Trinkwasser mehr. Kriminelle haben sich mit Polizisten zu Banden vereinigt. An die europäischen Regierungen: Hört auf, mit solchen Despoten wie Mubarak zu kooperieren." Es sei Zeit, diese Politik zu überdenken.

Wenn die ägyptische Regierung die Gefahr einer Islamisierung des Landes beschwöre, versuche sie, den Westen nur abzuschrecken, sagte Botros. "Die Protestbewegung ist eine zivile und säkulare. Die Menschen, die auf die Straße gehen, haben kein ideologisches oder religiöses Programm. Sie wollen Demokratie", rief er den Versammelten zu.

Am Samstag waren nach einer Kundgebung am Breitscheidplatz in Charlottenburg etwa 300 Menschen zur ägyptischen Botschaft gezogen, vor allem in Deutschland lebende Ägypter und Tunesier. Viele der Demonstranten hatten ägyptische Nationalflaggen und Plakate mitgebracht. Zu lesen war unter anderem "Weg mit Mubarak", "Wir sind hier. Wird sind laut, weil Mubarak uns die Zukunft klaut" sowie "Mubarak = Korruption" und "Reformen, Freiheit, Soziale Gerechtigkeit". Bereits am Freitagabend hätten sich 200 Menschen zu Protesten vor der Botschaft versammelt, teilte die Polizei mit. Alle Protestaktionen seien friedlich verlaufen. Es habe keine Ausschreitungen oder Festnahmen gegeben.