- doch eine konsequente Anwendung des bundesweiten Prostitutionsgesetzes sei kontraproduktiv. Das sagte Ackermann im NRW-Teil der in Berlin erscheinenden "Welt am Sonntag". Durch das Prostitutionsgesetz sei zwar den betroffenen Frauen die Möglichkeit eingeräumt worden, sich gesetzlich zu versichern. Doch die rechtliche Aufwertung der Prostitution helfe in erster Linie den Kriminellen, nicht den Frauen.
"Gleichzeitig wird die Prostitution faktisch zum normalen Beruf verklärt, für den geworben und ausgebildet werden darf", sagte Ackermann und verwies auf "deutlich differenziertere und attraktivere Angebote" der Bordellszene seit der Einführung des Gesetzes 2002.
Durch das Prostitutionsgesetz können nach Ansicht der Ordensschwester und Gründerin der Hilfsorganisation Solwodi Frauen schwerer aus der Gewalt von Zuhältern befreit werden. Der Druck der Politik helfe eher beim "Anschaffen als beim Aussteigen", mahnte sie. Bei behördlichen Kontrollen müssten Frauen nur noch sagen, sie schafften freiwillig an, schon habe die Polizei fast keine Möglichkeit mehr.
Ackermann widersprach der Vorstellung, es gebe zumindest eine Minderheit der Frauen, die freiwillig in die Prostitution gehen. "Mir sind Fälle von sogenannten Freiwilligen bekannt, die mit zwölf Jahren so massiv vergewaltigt wurden, dass sie später sagten: so, mein Körper ist ohnehin nichts mehr wert, jetzt will ich wenigstens Geld dafür haben", schilderte Ackermann aus ihrer 25-jährigen Erfahrung, Frauen beim Ausstieg aus Menschenhandel und Prostitution zu unterstützen. Auch wenn eine Frau aus massiver Armut heraus anschaffe, "ist dies wohl keine ganz freie Entscheidung", sagte sie.
Beispiel Schweden
Das Bemühen der Düsseldorfer Emanzipationsministerin Barbara Steffens (Grüne), durch einen "Runden Tisch" und behördliche Registrierung von Bordellen gegen Kriminelle vorgehen zu wollen, wertete Ackermann als naiv. "Der kriminellen Energie von Menschenhändlern sind die wenigen behördlichen Kontrolleure meist nicht gewachsen." Der Frauenhandel sei ein zu lukratives Geschäft, als dass die Strippenzieher im Hintergrund auf ihn verzichten würden.
Ackermann verwies auf Schweden. Dort sei nicht die Prostitution, sondern das Freiertum unter Strafe gestellt. Werde ein Freier erwischt, müsse er Strafe zahlen, sagte die Frauenrechtlerin und sprach von einem Blickwechsel in dem skandinavischen Land: "Wer einen Menschen kaufen will, handelt strafbar." Dies habe einen Gesinnungswandel in der Gesellschaft bewirkt. In Schweden hielten rund 80 Prozent Prostitution für ein Übel, in Deutschland eher nur 20 Prozent, sagte sie.