Vor 25 Jahren stürzten Kirche und Volk auf den Philippinen Diktator Marcos

Das Erbe von "People's Power"

Es war ein Tag der Hoffnung für die Philippinen: Vor 25 Jahren stürzte die philippinische People's-Power-Bewegung gewaltlos das Unrechtsregime von Diktator Ferdinand Marcos - unterstützt von der katholischen Kirche. Doch die klagt heute: "Politiker und Eliten haben wenig für das demokratische System und seine Werte getan."

Autor/in:
Albert Steuer
 (DR)

Diese nüchterne Bilanz zieht Erzbischof Leonard Zamora Legaspi von Caceres, damals Vize-Vorsitzende der Philippinischen Bischofskonferenz. Am 25. Februar 1986 wird im Gebäude des Obersten Gerichtshofs in Manila die 53-jährige Corazon Aquino als erste Frau für das Amt des Staatspräsidenten vereidigt. Am selben Tag legt im Malacanang-Palast der bereits gesundheitlich angeschlagene Marcos ebenfalls den Amtseid ab. Erst als ihm Washington, das ihn aus strategischen Gründen über die Jahre gestützt hat, klar macht, dass seine Zeit abgelaufen sei, lässt er sich am Abend mit seiner Frau Imelda und weiteren Gefolgsleuten von der US Air Force ausfliegen. Drei Jahre später stirbt er im Alter von 72 Jahren auf Hawaii im US-Exil.



Das Ende einer anfangs vielversprechenden politischen Laufbahn. Marcos, 1917 als Sohn einer Anwaltsfamilie in Sarrat geboren, schloss sein Jurastudium 1939 als landesweit Bester ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet er als Referent bei Manuel Roxas, dem ersten Präsidenten seines nun unabhängigen Landes, und geht bald selbst in die Politik. Mit 48 Jahren ist er am Ziel: Für die Nationalistische Partei gewinnt er im November 1965 die Präsidentschaftswahl.



Kriegsrecht bis Papstbesuch

Seine erste Amtszeit verläuft, auch dank günstiger äußerer wirtschaftlicher Umstände, erfolgreich. Die Philippiner bestätigen ihn 1969 für eine zweite Periode. Jetzt aber erliegt er zusehends der Macht und ihren Möglichkeiten - auch zum persönlichen Vorteil. Zugleich nehmen soziale und innenpolitische Spannungen zu. Gegen seine Politik gründen sich die maoistische New Peoples Army und die muslimische Moro National Liberation Front.



Viele Anschläge in diesen Jahren wurden allerdings, wie heute bekannt ist, von der Regierung inszeniert, um Marcos einen Vorwand zu liefern, im September 1971 das Kriegsrecht auszurufen. Als er Anfang 1973 eine neue Verfassung in Kraft setzt, sieht sich die Opposition in ihren Befürchtungen bestätigt: Marcos hat sich auf unbestimmte Zeit die Alleinherrschaft zusichern lassen. Erst am 17. Januar 1981, vier Wochen vor dem Besuch von Papst Johannes Paul II., hebt der Diktator das von den Bischöfen immer wieder kritisierte Kriegsrecht formal wieder auf.



"People"s-Power" bis heute

Als die Wahlkommission am 15. Februar 1986 nicht die von der Kirche unterstützte Oppositionskandidatin Corazon Aquino, sondern Marcos zum Sieger erklärt, ist die Manipulation offensichtlich. Die Bevölkerung schart sich um die erklärte Katholikin "Cory", Witwe von Senator Aquino und Mutter des heutigen Staatspräsidenten Benigno "Noynoy" Aquino III. Die Ereignisse überstürzen sich: Verteidigungsminister Juan Ponce Enrile und der Vize-Armeechef General Fidel Ramos stellen sich gegen den Präsidenten. Als sie den Erzbischof von Manila, Kardinal Jaime Sin, seit Jahren einer der schärfsten Kritiker des Diktators, um Beistand bitten, zögert dieser nicht.



Über das mit staatlichen und kirchlichen Geldern aus Deutschland aufgebaute "Radio Veritas" appelliert Sin an die Bevölkerung, die Aufständischen zu unterstützen. Die Philippiner folgen dem Aufruf in Massen. Und am 25. Februar sind sie am Ziel. Es war eine Machtdemonstration des Volkes - und der Kirche. Da spricht es schon eine unmissverständliche Sprache, wenn zum Jahrestag erneut Bischöfe den Schatten der People"s-Power-Bewegung an die Wand werfen, um "Noynoy", den "Enkel der Revolution" von 1986, zum Einlenken in tagespolitischen Fragen zu bewegen. Stopp mit dem Gesetzentwurf über Sexualaufklärung und Geburtenkontrolle - sonst "People"s Power", so die Drohung durch die Blume.