Flugverbotszone in Libyen

Hintergrund

Eine Flugverbotszone über Libyen durchzusetzen heißt, die Lufthoheit über dem nordafrikanischen Land zu erringen. Nur dann können Staaten wie Frankreich, Großbritannien oder die USA verhindern, dass die libysche Luftwaffe Regierungsgegner angreift. Voraussetzung dafür ist, die Luftabwehrstellungen des Machthabers Muammar al Gaddafi auszuschalten.

Autor/in:
André Uzulis
 (DR)

Die alliierten Kampfjets werden daher zunächst die üblicherweise rund um Flughäfen postierten Stellungen zu zerstören versuchen, um Handlungsfreiheit zu haben. Um das Aufsteigen gegnerischer Flugzeuge zu verhindern, dürften in einem zweiten Schritt Startbahnen und Rollflächen auf den 14 libyschen Militärflugplätzen und den 39 weiteren militärisch nutzbaren Flugfelder unbrauchbar gemacht werden.



Erfahrungen aus früheren militärischen Konflikten bis zurück zum Zweiten Weltkrieg haben jedoch gezeigt, dass beschädigte Pisten relativ schnell wieder instand gesetzt und Flugzeuge gestartet werden können. Sollte die libysche Luftwaffe dies tun, könnten in einem weiteren Eskalationsschritt die Kampfflugzeuge durch gezielte Luftangriffe am Boden zerstört werden. Sind sie erst einmal in der Luft, stellen sie ein unkalkulierbares Risiko für die alliierten Piloten dar. Daher dürfte die internationale Gemeinschaft alles tun, um direkte Luftkämpfe zu vermeiden.



Gefahr durch tragbare Boden-Luft-Raketen

Auch nach einem Ausschalten der gegnerischen Luftabwehr und der Zerstörung der Flugplatz-Infrastruktur geht weiterhin eine Gefahr von Kämpfern aus, die mit tragbaren Boden-Luft-Raketen die aus ihrer Sicht gegnerischen Kampfflugzeuge ins Visier nehmen könnten. Solche mobilen Bodenziele zu identifizieren und zu zerstören, ist ungleich schwieriger, als fest installierte Stellungen anzugreifen.



Jedoch ist es zweifelhaft, ob libysche Regierungstruppen in der Lage sind, überhaupt moderne westliche Kampfflugzeuge wie den "Eurofighter" und den "Tornado" zu treffen, die mit Abwehrsystemen gegen solche Boden-Luft-Raketen ausgestattet sind. Insbesondere der "Eurofighter" ist ein extrem wendiges Flugzeug, das in der Luft zu Ausweichmanövern an der Grenze des physikalisch Möglichen in der Lage ist.



Zur libyschen Luftwaffe gehören zurzeit 420 zumeist aus sowjetischer Produktion stammende Kampfjets, von denen die Hälfte nicht einsetzbar sein sollen. Auch die 52 Kampfhubschrauber sind nur zum Teil flugfähig - Folge des 1992 verhängten UN-Embargos gegen Libyen.