Nigeria verschiebt Parlamentswahlen

Engpass bei Stimmzetteln

In Nigeria ist am Samstag die Parlamentswahl abgebrochen und auf Montag verschoben worden. Grund waren massive Organisationsprobleme: Im Großteil der Wahllokale waren die Stimmzettel nicht rechtzeitig eingetroffen, wie die Nationale Wahlkommission mitteilte.

 (DR)

Der Urnengang gilt als Test für die am 9. April geplante und mit Spannung erwartete Präsidentenwahl im bevölkerungsreichsten Land Afrikas. Staatspräsident Goodluck Jonathan nannte den Abbruch bedauerlich. Rund 240.000 Polizisten und Soldaten waren im Einsatz, um mögliche Ausschreitungen zu verhindern. Mehrheitlich blieb es im Land aber ruhig.



Mehrheit der 120.000 Wahllokale ohne Stimmzettel

Die Nationale Wahlkommission gab die Verschiebung der Wahl am Mittag bekannt, als deutlich wurde, dass in der Mehrheit der 120.000 Wahllokale keine Stimmzettel vorhanden waren und die Wähler umsonst warteten. Um Betrug vorzubeugen, waren die Zettel in Europa gedruckt worden und sollten erst im letzten Moment verteilt werden. Für die missglückte Auslieferung der Unterlagen machte die Wahlkommission Luftfracht-Probleme infolge der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan verantwortlich.



Die Parlamentswahl bildet den Auftakt zu einer Serie von Wahlen in Nigeria: Bei der Präsidentenwahl am kommenden Samstag ist Amtsinhaber Jonathan Favorit. Die letzte Präsidentenwahl 2007 war von massiver Fälschung überschattet worden. Staatschef Jonathan versprach für den Urnengang in diesem Jahr mehr Transparenz und Fairness. Am 16. April sind die rund 73 Millionen Wähler zu einer weiteren Wahl aufgerufen: Dann sollen neue Gouverneure für die 36 Bundesstaaten bestimmt werden.



Präsident Jonathan von der Demokratischen Partei ist ein Christ aus dem ölreichen Nigerdelta. Er war ursprünglich Vizepräsident, bevor er im Februar 2010 nach dem Tod von Präsident Yar "Adua, einem Muslim, die Macht übernahm. Rund die Hälfte der 152 Nigerianer bekennt sich zum Islam. Etwa 40 Prozent sind Christen. Zwischen Anhängern der Glaubensgemeinschaften kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.