Die Bibel als Zeitschrift an Kiosken

Das Magazin der Magazine

Die Bibel mit Reißverschluss oder als Großdruckausgabe, im Ledereinband oder mit Chagall-Bildern, als Zeichentrick, Comic oder auf USB-Stick: Zahllos sind die Varianten, in denen das Buch der Bücher heute daher kommt. Seit Ostern gibt es nun den zweiten Teil der Heiligen Schrift nicht nur in neuem Look, sondern auch über einen neuen Vertriebsweg: als handliches Magazin am Kiosk.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

Im Anfang war diesmal nicht das Wort, sondern der Schlaf, berichtet der Hamburger Journalist Oliver Wurm, Urheber des "Neuen Testaments als Magazin" - kurz "NT Magazin". Bei einer Dienstreise nach München vor anderthalb Jahren hatte der 40-Jährige abends im Hotel nichts zu lesen dabei. Da schmökerte er in der Hotel-Bibel - und schlief ein. "Warum eigentlich?", dachte Wurm am nächsten Morgen. "Da standen doch spannende, zeitgemäße Dinge drin." Und so entstand die Idee, die Bibel modern und vor allem lesefreundlich zu designen. "Die Bibel als Magazin - das war plötzlich eine Vision, die mich nicht mehr losgelassen hat."



Zusammen mit Designer Andreas Volleritsch folgte Wurm, von Hause aus Sportjournalist, nun seiner neuen Berufung. Er richtete die ökumenische Einheitsübersetzung Stück für Stück als Word-Dokument ein und machte "eher aus dem Bauch heraus" Hervorhebungen.



"Gehighlightet" sind etwa die Bergpredigt und das Vater unser, aber auch mal ein Satz wie "Du bist verrückt, Paulus!" aus der Apostelgeschichte. Theologische Kenntnisse oder gar missionarische Ambitionen habe er nicht, sagt der Macher, aber als Katholik, früherer Messdiener und Caritas-Zivi doch einen gewissen Background. "Ich hätte mich nicht an ein so großes Thema herangewagt, wenn ich nicht wenigstens grob gewusst hätte, was da auf den nächsten Seiten kommt."



Clou inklusive

Nach rund 500 Arbeitsstunden hatten Wurm und Art Director Volleritsch das Neue Testament von Alpha bis Omega auf 244 Seiten eingerichtet. Äußerlich erinnert das "NT Magazin" etwa an "Geo", freilich mit weißem Cover, schwarzer Schrift, grünen und pinkfarbenen Einsprengseln. Derzeit prangt der Bibelvers "Damit ihr Hoffnung habt" aus dem Petrusbrief auf dem Einband. Der Text im Heft ist in Spalten und teils unterschiedlichen Schrifttypen gesetzt.



Doppelseitige Farbfotos mit Szenen aus den Oberammergauer Passionsspielen sind weitere Eyecatcher. Der Clou: Die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, die Briefe des Paulus und die Offenbarung sind anhand unterschiedlich farbiger Seiten von außen im Nu zu finden, freut sich Oliver Wurm.



Auch der Lizenznehmer der Einheitsübersetzung, das Katholische Bibelwerk in Stuttgart, sah, dass es gut war. Mit deren Genehmigung wurden in knapp einem Jahr vor allem via Internet rund 10.000 Exemplare verkauft. Aber Wurms Vision reicht weiter: "Ein Magazin, das offen am Kiosk liegt, neben Stern, Spiegel, Zeit und Geo, so dass man auch Menschen erreicht, die hier zufällig stehen und dann sagen: Was ist das denn?" Dies soll nun pünktlich zu Ostern wahr werden. Dann werden an mehr als 1.000 Verkaufsstellen in Deutschland und Österreich rund 15.000 Exemplare ausliegen. Bei guter Resonanz können rasch ebenso viele nachgeschoben werden. Beliefert wird zunächst der Buch- und Zeitschriftenhandel an Bahnhöfen und Flughäfen sowie große Kioske.



Verkaufsfördernd könnte 2011 auch der Deutschlandbesuch des Papstes sein, meint Medienmann Wurm. "Vielleicht gibt"s dann mal die Benedikt-Ausgabe mit dem Lieblings-Bibelvers des Papstes auf dem Cover." Und: Wenn das NT Magazin in Deutschland funktioniert, warum dann nicht auch in Polen, Spanien, Italien? Als "Fortsetzung" haben die beiden Macher die Magazingestaltung des Alten Testaments im Visier. Und das wären wohl drei Bande. Auf dem Cover könne dann auch mal der Lieblingsbibelvers von Xavier Naidoo oder Wladimir Klitschko sein, meint Wurm. "Wer weiß, wie weit das noch geht."