Papst ernennt Nachfolger für Bischof van Luyn in Rotterdam

Ein lächelnder Hirte

Im August 2010 hatte van Luyn Papst Benedikt XVI. wegen des Erreichens der Altersgrenze von 75 Jahren den Rücktritt angeboten, im Januar nahm der Papst ihn an. Nun ernannte das Kirchenoberhaupt den Nachfolger van Luyns als neuen Bischof von Rotterdam.

Autor/in:
Christoph Lennert
 (DR)

Humor gehört zu seinen starken Seiten. Der scheidende Bischof von Rotterdam, Adrianus van Luyn, bislang auch noch Vorsitzender der Niederländischen Bischofskonferenz und der EU-Bischofskommission COMECE, gehört zu den Menschen, die man weitaus häufiger mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen sieht als mit böse zusammengezogenen Augenbrauen. Er gehört zu jenen Kirchenmännern, bei denen tiefe Glaubensverwurzelung Grundlage für eine weltzugewandte, warmherzige Fröhlichkeit ist.



Das Bistum Rotterdam nimmt am 18. Juni Abschied von van Luyn - rund zwei Wochen, bevor Hans van den Hende, bislang Bischof in Breda, dort eingeführt wird. Als Nachfolger van Luyns im Amt des Vorsitzenden der Niederländischen Bischofskonferenz wird Erzbischof Wim Eijk von Utrecht gehandelt. Sein Bischofssitz ist traditionsgemäß der wichtigste in den Niederlanden und in der Regel mit der Erhebung in den Kardinalsrang verknüpft. Immer wieder aber wurden vor allem in den Medien Vorwürfe gegen Eijks recht rigorose Amtsführung laut. Dabei wurde sichtbar, dass es auch unter den niederländischen Bischöfen selbst Zwist und Verstimmungen gibt. Van Luyn war erst seit 2008 Bischofskonferenz-Vorsitzender - angesichts seines Alters von damals schon 73 Jahren ein Übergangskandidat.



Über die Grenzen bekannt

Bei der EU-Bischofskommission in Brüssel läuft van Luyns Mandat noch bis zur Frühjahrsvollversammlung 2012. Es wird erwartet, dass der emeritierte Bischof dieses Amt bis dahin noch weiterführen wird. Als COMECE-Präsident ist van Luyn über die Grenzen seines Heimatlandes bekanntgeworden. Dass er neben Latein und Altgriechisch auch mehrere lebende europäische Sprachen fließend beherrscht, kam ihm in seiner europäischen Funktion zugute. Auch auf Deutsch kann man sich fließend mit ihm unterhalten.



Der am 10. August 1935 in Groningen als fünftes von zehn Kindern geborene van Luyn trat wie zwei seiner Brüder in den Salesianerorden ein. 1954 legte er seine religiösen Gelübde ab, begann ein Lehramtsstudium und anschließend die Priesterausbildung. Er studierte unter anderem in Turin und Den Haag und wurde 1964 zum Priester geweiht. Anschließend unterrichtete er Latein und Griechisch, lehrte in Nimwegen und wurde zunächst 1969 zum stellvertretenden Provinzial, dann 1975 zum Provinzial der niederländischen Salesianer ernannt.



1981 ging van Luyn nach Rom, wo er an der Universität seines Ordens tätig war. Mit der Ernennung zum Generalsekretär der Niederländischen Bischofskonferenz 1991 kehrte er in seine Heimat zurück. Zwei Jahre später wurde er Bischof von Rotterdam. Van Luyn ist auch Präsident der niederländischen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi und gehörte bis 2008 dem Päpstlichen Kulturrat an.



Von Anfang an Zeichen gesetzt

Schon in Rotterdam hat van Luyn von Anfang an Zeichen gesetzt. So war er neben Martinus Muskens von Breda der einzige niederländische Bischof, der - wenngleich privat - die Zusammenkünfte der "8.-Mai-Bewegung" besuchte. In dieser Bewegung, die inzwischen ihre jährlichen Großveranstaltungen einstellte, waren rund 100 reformorientierte katholische Gruppen zusammengeschlossen. Sie wurde am im Mai 1985 gegründet, als in Den Haag 10.000 Katholiken gegen den Besuch von Papst Johannes Paul II. protestierten.



Van Luyn war es aber auch, der 2002 in seiner Kathedrale den Abschiedsgottesdienst für den ermordeten Rechtspopulisten Pim Fortuyn leitete. Zwar habe er Fortuyn nicht persönlich gekannt, sagte er damals. Dass er dennoch die Trauerfeier leite, sei ein bewusstes Zeichen gegen die zunehmende Gewalt in der Gesellschaft.



Van Luyn ist ein Intellektueller, der dem Wort nachspürt. Er kann zu Stille, Gebet und Meditation ebenso anleiten, wie es passieren kann, dass er auf Reisen in einer Ordensniederlassung über Stunden die Zeit vergisst, wenn er mit alten Bekannten Neuigkeiten austauscht.