Seit zwei Wochen ist Gonzalo Lopez Maranon im Hungerstreik

Ein Bischof probt den Aufstand

Bischof Gonzalo Lopez Maranon befindet sich seit dem 24. Mai in Hungerstreik. Der aus Spanien stammende Geistliche vom Orden der Unbeschuhten Karmeliten will mit seiner Aktion ein Zeichen für Versöhnung in seiner ehemaligen Diözese San Miguel von Sucumbios im Nordosten Ecuadors setzen.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

Der hohe Besuch kam unangekündigt und ohne Fernsehkameras: Ecuadors Staatspräsident Rafael Correa wollte offenbar mit dem prominenten Demonstranten ungestört und vertraulich ein paar Worte wechseln. Es war bereits das zweite Mal, dass der überzeugte Katholik und Anhänger der Befreiungstheologie an der Spitze der ecuadorianischen Regierung Bischof Gonzalo Lopez Maranon

(77) eine Visite abstattete. Lopez befindet sich seit dem 24. Mai in Hungerstreik. Der aus Spanien stammende Geistliche vom Orden der Unbeschuhten Karmeliten will mit seiner Aktion ein Zeichen für Versöhnung in seiner ehemaligen Diözese San Miguel von Sucumbios im Nordosten des südamerikanischen Landes setzen.



In der Hauptstadt Quito hat der emeritierte Oberhirte von Sucumbios vor der Bethlehem-Kirche sein "Lager der Versöhnung" aufgeschlagen. Mit seinem Besuch wollte Correa offenbar seine Unterstützung für den Geistlichen in einem komplizierten innerkirchlichen Streit signalisieren. Der Präsident war nicht der erste prominente Gast in der provisorischen Bleibe des hungerstreikenden Geistlichen. Laut Angaben des ecuadorianischen TV-Senders RTU haben sich mittlerweile zahlreiche Bischöfe aus Ecuador, aber auch aus anderen lateinamerikanischen Ländern mit dem Anliegen ihres Amtsbruders solidarisiert und sich auf die Reise nach Quito gemacht.



Beten und Fasten gegen die Spaltung

In einem offenen Schreiben begründete Lopez seinen Protest mit "unzähligen Brüchen innerhalb der christlichen Gemeinschaft und der Zivilgesellschaft in Sucumbios". Damit diese Spaltungen nicht größer würden, wolle er mit täglichem Beten und Fasten für ein friedliches Miteinander werben. Der Streit, um den es geht, eskaliert schon seit Monaten. Im Oktober 2010 war Bischof Lopez aus Altersgründen zurückgetreten. Danach entbrannte in der Region eine Debatte um seine Nachfolge, in die sich auch Präsident Correa einmischte.



Der Vatikan wollte den konservativen Argentinier Rafael Ibarguren Schindler als Leiter des Bischöflichen Vikariats. Dies lehnte Präsident Correa ab. Er werde keinen Bischof akzeptieren, der die soziale Arbeit in Sucumbios zu zerstören versuche und durch eine rückwärtsgewandte fundamentalistische Sekte ersetzen wolle, eröffnete der Sozialist den Schlagabtausch mit der von dem Veto überraschten Kirche.



Bischof Lopez lebt inzwischen in Quito; er betrachtet es als sein "Exil". Aufgrund der Neuausrichtung der Seelsorge in Sucumbios durch die Gemeinschaft "Heraldos del Evangelio" - zu ihren Förderern zählt auch der zeitweilige Kandidat Ibarguren - kam es in der Region zu erheblichen Spannungen. Kirchliche und soziale Organisationen hatten im Februar in einem Offenen Brief eine Diskriminierung von Indigenen, Afro-Amerikanern und anderen Gruppen beklagt.



Anwalt der indigenen Bevölkerung

Ende Mai mussten auf Anordnung der Ecuadorianischen Bischofskonferenz als Kompromisslösung sowohl die Karmeliten als auch die "Heraldos" Sucumbios verlassen. Anstelle von Ibarguren ist derzeit - zumindest vorübergehend - der Bischof von Guaranda, Angel Polibio Sanchez Loayza (64), als von Rom beauftragter Delegat für Sucumbios zuständig. Er ist auch Generalsekretär der Bischofskonferenz. Die schweigt bislang öffentlich zum Hungerstreik in Quito und berät hinter verschlossenen Türen, wie der Konflikt zu lösen sei.



Der Hungerstreik zieht mittlerweile internationale Aufmerksamkeit auf sich, denn Bischof Lopez hatte sich in seinen 26 Amtsjahren einen Ruf als Anwalt der indigenen Bevölkerung erworben. Unter anderem protestierte er international gegen ein vom US-Ölkonzern Chevron verursachtes Umweltdesaster. Seitdem ist er in Ecuador äußerst populär. Allzu lange werden sich die Bischöfe mit ihrer Entscheidung nicht Zeit lassen können. Sie müssen abwägen, ob ihnen die Rückkehr eines populären Bischofs in seiner pastorale Heimat wichtiger ist als der Eindruck, sich von der Regierung des Landes Personalentscheidungen vorschreiben zu lassen.