Stationen des kirchlichen Umgangs mit den Erscheinungen in Medjugorje

Übersicht

Seit 30 Jahren soll es in Medjugorje in Bosnien-Herzegowina Marienerscheinungen geben. Sie sind jedoch bislang weder vom dortigen Bistum noch vom Vatikan anerkannt. Hier eine Dokumentation der wichtigsten Stationen des kirchlichen Umgangs mit den Phänomenen.

 (DR)

24. Juni 1981: Drei Kinder berichten von Erscheinungen der Gottesmutter; am Folgetag erscheint sie drei weiteren Kindern. Die sechs Seher haben nach eigenen Angaben seitdem regelmäßig Erscheinungen. Sie berichten auch von konkreten Anweisungen der "Gospa" (Herrin). Die Berichte lösen einen anhaltenden Pilgerstrom nach Medjugorje aus, der zwischenzeitlich auf mehrere Millionen Menschen pro Jahr anschwillt. In der Pilgerseelsorge engagieren sich vor allem Mitglieder des Franziskanerordens, wobei es mitunter zu Konflikten mit der Bistumshierarchie kommt.



21. Juli 1981: Bischof Pavao Zanic von Mostar-Duvno trifft sich mit den Seherkindern.



August 1981: Zanic gibt eine erste Stellungnahme ab. Unklar sei, ob es sich um subjektive Erfahrungen der Kinder oder um etwas Übernatürliches handele. Zanic informiert den Vatikan.



11. Januar 1982: Zanic richtet eine Untersuchungskommission zu Medjugorje ein. Sie besteht aus drei Diözesanpriestern und einem Franziskaner. Dieses Gremium besteht bis 1984.



14. Januar 1982: Drei der Seherkinder überbringen dem Bischof eine Botschaft der Gospa. Thema ist die Absetzung von zwei Franziskanern durch den Bischof. Diese wird in der Botschaft kritisiert. Seit dieser kirchenpolitischen Einlassung steht Zanic den Phänomenen skeptisch gegenüber.



November 1983: Zanic berichtet der Glaubenskongregation unter Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger über Medjugorje und äußert sich skeptisch.



1984: Zanic richtet eine erweiterte Untersuchungskommission ein. Dem Gremium gehören zwölf Priester und drei medizinische Experten an.



Mai 1986: Die zweite Untersuchungskommission kommt zu dem Ergebnis, dass es sich nicht um eine übernatürliche Erscheinung handelt. Auch vertritt sie die Auffassung, dass weitere Untersuchungen nicht nötig seien und das offizielle Urteil der Kirche gefällt werden könne.

Zanic informiert die Bischofskonferenz, den Vatikan und die Öffentlichkeit über die Ergebnisse.



Januar 1987: Auf Empfehlung der Glaubenskongregation kündigen Zanic und der Zagreber Kardinal Franjo Kuharic die Einrichtung einer dritten Untersuchungskommission an. Ihr gehören sechs Ordens- und fünf Diözesanpriester, vier Psychologen und eine Ordensfrau als Sekretärin an.



September 1990: Letztes Treffen der Kommission, die ihre Ergebnisse der Bischofskonferenz vorstellt.



10. April 1991: Annahme der Erklärung zu Medjugorje durch die Bischofskonferenz. Darin heißt es, es stehe nicht fest, dass die Vorgänge übernatürlich seien. Offizielle Wallfahrten nach Medjugorje seien daher nicht möglich. Zugleich wird die Notwendigkeit der seelsorgerischen Betreuung der Pilger unterstrichen. Die Glaubenskongregation bestätigt die Leitlinien.



24. Juli 1993: Ratko Peric übernimmt die Leitung des Bistums Mostar-Duvno. Auch er steht den Phänomenen in Medjurgorje skeptisch gegenüber.



Juli 2008: Der katholische Erzbischof von Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic, bestätigt Medienberichte über die geplante Einrichtung einer vatikanischen Untersuchungskommission zu Medjugorje.



Dezember 2009: Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn besucht Medjugorje. Peric kritisiert die Informationspolitik des Kardinals im Umfeld der Reise.



17. März 2010: Der Vatikan gibt die Einrichtung einer Untersuchungskommission für Medjugorje bei der Glaubenskongregation bekannt. Im Mittelpunkt soll nicht die Bewertung der Phänomene stehen, sondern das geistliche Leben und die Begleitung der Pilger.