Kurienbischof Clemens über den Weltjugendtag in Madrid

Ein gespaltenes Land

Kurienbischof Josef Clemens, Sekretär des Päpstlichen Laienrates, war von vatikanischer Seite maßgeblich für die Planungen des Weltjugendtags in Madrid zuständig. Im Interview berichtet er unter anderem von den spanischen Besonderheiten dieses Weltjugendtags.

 (DR)

KNA: Der Weltjugendtag ist im Großen und Ganzen ein vom Vatikan organisiertes Großtreffen. Welche eigenen Akzente werden die Spanier setzen können?

Clemens: Die römische Seite gibt das Grundmodell vor und stellt die Kontakte zu den Bischofskonferenzen, zu den internationalen Verbänden und Geistlichen Bewegungen her. Wir bilden sozusagen das Scharnier zwischen den Teilnehmern aus aller Welt und der veranstaltenden Ortskirche. Die Spanier werden bei den großen Programmpunkten wie der Eröffnungsmesse, der Willkommensfeier für den Papst, den Katechesen, der Vigilfeier am Samstagabend und beim Kreuzweg besondere Akzente setzen.



Vor allem hat der Kreuzweg in Spanien eine große Tradition, wie überhaupt die ganze Semana Santa (Karwoche) mit ihren zahlreichen Prozessionen von vielen Spaniern sehr geliebt wird. Ohnehin zählt die Geschichte der Kirche dieses Landes zu den besonderen "Akzenten" des WJT. Denn ich bin der Überzeugung, dass die sehr tiefgehenden Wurzeln des Glaubens in Spanien, wie die zahlreichen Heiligen, die großartigen Kathedralen und die vielen religiösen Kunstwerke belegen, bei vielen Jugendlichen ihre Wirkung nicht verfehlen werden.



KNA: Das Motto von Madrid 2011 lautet "Verwurzelt und aufgebaut in Christus, fest im Glauben" nach dem Paulusbrief an die Kolosser. Kann man bei den spanischen Jugendlichen annehmen, dass sie weiterhin im Glauben verwurzelt sind?

Clemens: Ich habe den Eindruck, dass das Land in nahezu zwei gleich starke Blöcke gespalten ist. Es gibt eine Gruppe von sehr aktiven Gläubigen, aber auch Menschen mit einer eher reservierten Haltung zum Glauben und zur Kirche. Im Vergleich mit dem letzten Weltjugendtag in Sydney 2008 ist die katholische Kirche in Madrid jedoch eine vielfach präsente Institution. Es gibt eine große Zahl von Pfarreien, und auch im Schul- und Sozialsektor ist die Kirche sehr engagiert. Dies erleichtert die Unterbringung vieler WJT-Teilnehmer, da sie in eigenen Strukturen erfolgen kann.



KNA: Gibt es denn in Spanien Initiativen, auch die sogenannten Fernstehenden und Andersgläubige einzuladen? Die päpstliche Einladung lautete ja immer: "Bringt auch eure nicht getauften Freunde mit".

Clemens: Ja, es gibt die Aktion "uno mas uno", jeder soll einen weiteren Teilnehmer mitbringen. Wenn dies gelingt, könnten in der Tat bei der Schlussfeier etwa zwei Millionen Menschen zusammen kommen.



KNA: Wie kann jemand aus einem ärmeren Land am WJT teilnehmen?

Clemens: Die Beiträge sind in vier Gruppen gemäß einer internationalen Liste gestaffelt, die die jeweilige Finanzkraft oder das Bruttosozialprodukt eines Landes aufzeigt. Ferner geben wir Hilfen aus dem Solidaritätsfond, der sich aus den Beiträgen (10 Euro) der Jugendlichen aus den finanzstärkeren Ländern speist.



KNA: Nun ist Madrid im Sommer ja sehr heiß. Das Thermometer steigt schon mal auf bis zu 40 Grad Celsius. Wird es besondere Vorkehrungen geben, damit die jungen Menschen nicht reihenweise kollabieren?

Clemens: In Madrid soll im Sommer eine eher trockene Hitze herrschen, die leichter zu ertragen ist als eine Hitze mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Die nächtlichen Temperaturen erleichtern jedoch die Vigilfeier und die Übernachtung der Jugendlichen auf dem Flugplatz "Cuatro Vientos". Da wird man anders als in Sydney keine Angst vor Erkältungen haben müssen. Ferner versuchen wir, die Hauptveranstaltungen in die Schattenzeit zu legen, also auf den späteren Nachmittag. So etwas wie eine mittägliche Siesta wird ohnehin nötig sein. Und Hilfsdienste wie den der Malteser gibt es, wie immer, auch.



Das Interview führte Agathe Lukassek.