Schauspielerin Rosel Zech starb mit 69 Jahren in Berlin

"Mutter Oberin" lebt nicht mehr

Das Fernsehpublikum trauert um die strenge Oberin aus der ARD-Serie "Um Himmels Willen", Theaterbesucher um eine große Bühnenschauspielerin. Rosel Zech ist im Alter von 69 Jahren an ihrem Krebsleiden in einem Berliner Krankenhaus gestorben.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Als am 27. April in München, Landshut und Umgebung die Dreharbeiten für die 11. Staffel von "Um Himmels Willen" begannen, fehlte Rosel Zech. Das bewährte Team der ARD-Erfolgsreihe um die Schwestern von Kloster Kaltenthal musste erstmals auf die Mutter Oberin verzichten.

Laut Drehbuch hatte sich "Frau Dr. Dr. Elisabeth Reuter" eine Auszeit genommen. In Wirklichkeit war Zech schwer erkrankt, hoffte aber wohl, spätestens 2012 wieder mit dabei sein zu können. Dazu wird es nicht mehr kommen. Im Alter von 69 Jahre ist die beliebte Schauspielerin nun in Berlin gestorben.



Als Zech 2001 erstmals den Habit einer Nonne anlegte, war sie nicht sicher, ob das ganze von Erfolg gekrönt sein würde. Dabei war es der ARD gelungen, mit ihr eine anerkannte Charakterdarstellerin zu gewinnen. Die blonde, zierliche Frau mit den blauen Augen hatte immerhin unter Rainer Werner Fassbinder in "Die Sehnsucht der Veronika Voss" geglänzt und bei Peter Zadek am Schauspielhaus Bochum große Erfolge gefeiert. Die Rolle als "Obernonne" mit Jutta Speidel als Schwester Lotte, Fritz Wepper als intrigantem Bürgermeister Wolfgang Wöller und Horst Sachtleben als Bischof Gottlieb Rossbauer sollte jedoch zu ihrem Markenzeichen werden.



Das gute Stammensemble, zu dem später Janina Hartwig als Nachfolgerin für Speidel stieß, und die bewährten Drehbücher von Michael Baier ließen die Nonnen in den Quotenhimmel steigen. Zuletzt schauten über 7,8 Millionen Menschen am Dienstagabend um 20.15 Uhr zu, wenn es wieder neue Auszeinandersetzungen a la Don Camillo und Peppone gab. In einem Fernsehalltag mit Mord und Totschlag "sind eben die Nonnen die Exoten", erklärte Zech einmal nüchtern die Begeisterung.



Ein Leben, wie es Nonnen führen, um den Menschen zu helfen, fand die Schauspielerin toll, "aber ganz schön anstrengend". Sie selbst wäre zu so etwas nicht fähig, so die Protestantin: "Aber ein gläubiger Mensch bin ich, sonst könnte ich nicht leben." Zugleich bedauerte sie, dass Frauen im Ordensgewand für die Umgebung oft gar nicht zu existieren scheinen. "Wenn man im Habit einer Nonne ist, wird man weder als Mensch noch als Frau wahrgenommen", so ihre Erfahrung.

Vermutlich solle das aber sein. Denn mit diesem Kleid, das die Figur und den Haarschmuck weglässt, "bist du als Person nicht vorhanden".



Zech schreckte es aber dennoch nicht ab, weiter als Mutter Oberin vor der Kamera zu stehen. Dabei mutete ihr Drebbuchautor Baier im Laufe der Folgen auch einiges zu. Sie zeigte sich stets als zähe Verhandlungspartnerin mit Haaren auf den Zähnen, wenn es um die Finanzen des Klosters ging. Härte war ihr nicht fremd. Von Bürgermeister Wöller bekam die Oberin deshalb den Spitznamen "Schwarze Mamba" verpasste. Gleichzeitig war ihr verkörperter Charakter auch nicht frei von Eitelkeit, wenn sie eingestehen musste, dass etwa ihre Sekretärin besser Auto fuhr oder auch bei Bankgeschäften ein gutes Händchen bewies. Einmal durfte sich die "Mutter" auch verlieben, in ihren Jugendschwarm, einem in die Jahre gekommenen Fußballspieler, dargestellt von Horst Janson.



Die Rolle hatte Nachwirkungen. Als etwa das Bayerische Fernsehen 2003 eine lange Nacht der Bibel als Live-Sendung ausstrahlte, in der Schauspieler ausgewählte Texte lasen, war Zech mit dabei. Zusammen mit ihrem Kollegen Sachtleben las sie aus dem Buch der Bücher. Die "zupackende Art der Ordensfrauen", wie sie Probleme angehen und lösen, meinte die Schauspielerin einmal, dürfte letztlich für den Erfolg von "Um Himmels Wllen" verantwortlich sein.



Wie es mit der Serie weiter geht, wird sich zeigen, heißt es bei der Produktionsfirma ndF auf Anfrage. Zuletzt war Gaby Dohm als adelige Stellvertreterin von Reuter, als Baronin von Beilheim, eingesprungen. Ob sie bleibt, entscheidet nicht der Konvent. Darstellerin, Autor und Produktion werden darüber zu reden haben.