Ein Ausblick auf das päpstliche Programm im Jahr 2012

Eine Reise nach Kuba, neue Kardinäle und ein Buch

Die bevorstehende Reise nach Kuba und Mexiko zählt zweifellos zu den Höhepunkten für Papst und Vatikan im Jahr 2012. Dass Benedikt XVI. bei seinem ersten Besuch im spanischsprachigen Lateinamerika, der vermutlich vom 23. bis 28. März stattfindet, neben dem zweitgrößten katholischen Land der Welt auch den sozialistisch geführten Inselstaat Kuba aufsucht, verspricht besondere Brisanz.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Daneben will Benedikt XVI., der am 16. April 85 Jahre alt wird, im neuen Jahr nur noch einen weiteren Auslandsbesuch unternehmen - vermutlich in den Libanon: Nach der Nahost-Synode vom Herbst 2010 im Vatikan will er das Schlussdokument des Treffens vor Ort veröffentlichen. Im Gespräch sind das späte Frühjahr oder die zweite Septemberhälfte. Nicht ganz ausgeschlossen scheint derzeit eine Teilnahme des Papstes am Eucharistischen Weltkongress Anfang Juni in Irland - falls sich im derzeit belasteten Verhältnis Verbesserungen abzeichnen sollten.



Dann tritt im Oktober (7.-28.) nach vier Jahren im Vatikan wieder eine Ordentliche Weltbischofssynode zusammen - zum Thema "Neuevangelisierung". Es ist ein Thema, das Benedikt XVI. angesichts der Kirchen- und Glaubenskrise in den christlichen Ländern des Westens zu einem zentralen Anliegen seines Pontifikats gemacht hat. In die Synode sollen die Initiativen des unlängst gegründeten "Neuevangelisierungs-Rates" einfließen. Und auch das Projekt "Vorhof der Völker", das den ernsthaften Dialog mit Nichtglaubenden sucht, dürfte eine Rolle spielen. Die Synode soll kürzer sein als frühere Weltbischofstreffen, auch die Redezeit für die einzelnen Statements soll verkürzt werden, um mehr Zeit für eine freie Diskussion zu lassen.



In die Synodenzeit fällt das Konzilsjubiläum. Am 11. Oktober erinnert die Kirche an die Eröffnung des Zweiten Vatikanums vor 50 Jahren. Zu diesem Anlass hat Benedikt XVI. ein "Jahr des Glaubens" proklamiert, dass bis zum 24. November 2013 andauern soll.



Konsistorium zur Ernennung neuer Kardinäle

Zudem dürfte Benedikt XVI. 2012 wieder ein Konsistorium zur Ernennung neuer Kardinäle einberufen. Derzeit zählt das Heilige Kollegium 192 Mitglieder, von denen jedoch nur die 109 an einer Papstwahl teilnehmen könnten, die noch unter 80 Jahre alt sind. Da Benedikt XVI. die geltende Obergrenze von 120 Wählern bislang stets respektiert hat, könnte er derzeit elf neue Mitglieder in den Kirchensenat aufnehmen. Ein denkbarer Termin für das Konsistorium könnte der 18. Februar sein. Bis dahin vollenden noch zwei weitere Kardinäle ihr 80. Lebensjahr und scheiden damit aus dem Kreis der Papstwähler aus.



Mögliche Termine wären aber auch der römische Patronatstag Peter und Paul am 29. Juni oder das Christkönigsfest Ende November. Dann könnte Benedikt XVI. weitere vier beziehungsweise zehn Kandidaten aufnehmen. Allerdings könnte er auch bei einem so späten Termin längst nicht alle klassischen "Kardinalssitze" besetzen. Denn sieben Kurienvertreter können von Amts wegen mit dem Kardinalspurpur rechnen. Und mindestens zwei Dutzend große Diözesen in der Welt - von New York über Prag, Rio de Janeiro, Manila oder Brüssel bis Berlin - machen sich Hoffnung auf das Kardinalat.



Auch 2012 wird Benedikt XVI. wieder jeden Mittwoch eine Generalaudienz für Pilger und Besucher aus aller Welt im Vatikan abhalten und zu den Hochfesten große Gottesdienste feiern. 2,5 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr an den öffentlichen Messen und Treffen mit dem Papst teilgenommen. Darüber hinaus will Benedikt XVI. demnächst den dritten Band seines Jesus-Buches herausgeben - über die Geburt und Kindheit Jesu, vermutlich zur Weihnachtszeit. Inneritalienische Reisen sollen zum Weltfamilientag nach Mailand und vermutlich in die süditalienische Region Molise führen. Schließlich wird Benedikt XVI. auch im Jahr 2012 wieder Heiligsprechungen vornehmen - vermutlich im Mai und zum Weltmissionssonntag im Oktober. Allerdings dürfte Johannes Paul II.

noch nicht darunter sein. Aber vieles spricht dafür, dass der polnische Papst in absehbarer Zeit auf die höchste Stufe weltkirchlicher Verehrung gelangt.