Kritik an der Herstellung von Discounterkleidung

Das billige Hemd hat seinen Preis

Das Polohemd für 6,99 Euro, das Herrenhemd für 7,99 Euro, die Jeans für 11,99 Euro – Kampfpreise, mit denen Aldi Süd gerade wirbt. Und Preise, mit denen der deutsche Discounter wie seine Konkurrenten offenbar bei der Herstellung massive Arbeitsrechtsverletzungen in Kauf nehmen.

 (DR)

Das geht aus der neuen Studie der "Kampagne für Saubere Kleidung" - "Clean Clothes Campaign" (CCC) hervor. Darin prangert die Initiative, an der sich auch christliche Menschenrechtsorganisationen beteiligen, das Geschäftsgebahren von Aldi, Lidl und KiK an. Alle drei Discounter ließen seit Jahren Kleidung in Billiglohnländern produzieren und setzten die dortigen Zulieferbetriebe und deren Angestellte immer wieder unter Druck.



Besonders besorgniserregend seien die Zustände in Bangladesch, hieß es. Die Mehrheit der bei Firmen in dem südostasiatischen Land beschäftigten Arbeiter besitze keinen Arbeitsvertrag; Überstunden seien aufgrund des hohen Produktionssolls obligatorisch und würden nicht korrekt bezahlt. Die Organisation in Gewerkschaften werde unterbunden, Diskriminierungen von Frauen bis hin zu sexuellen Misshandlungen gehörten zum Alltag in den Fabriken.



Die CCC-Untersuchung stützt sich auf Daten einer Befragung von Ende 2011. Dabei wurden den Angaben zufolge 10 Zulieferbetriebe von Aldi, Lidl und KiK in Bangladesch untersucht und 162 Arbeiter befragt. Viele der Befragten wurden der CCC zufolge von den Firmen mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes oder Misshandlungen bedroht, sollten sie Details zu Arbeitsbedingungen preisgeben. In einer Zulieferfirma von Aldi habe man die Untersuchung zum Schutz der Arbeiter abbrechen müssen, so die Initiative.



"Skandalöses Sündenregister"

Verantwortliche der Kampagne sprachen von einem "skandalösen Sündenregister" der Discounter. Obwohl Lidl und KiK nach einer ersten Studie der CCC Fortbildungsveranstaltungen zu Sozialstandards bei Produzenten in Bangladesch und China durchführten, seien keine wesentlichen Verbesserungen feststellbar. Die Maßnahmen hätten nicht zu einer "wirklichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen" geführt.



Von der deutschen Politik forderte die CCC, für mehr Transparenz bei den Discountern zu sorgen. Jedes Unternehmen müsse sicherstellen, dass seine Lieferanten die Gesetze einhielten und "sollte regelmäßig und substanziell berichten, welche Schritte es unternommen hat, um

Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen bei seinen Lieferanten zu verhindern".



Zur 1989 gegründeten "Clean Clothes Campaign" gehören Organisationen aus 15 europäischen Ländern. Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten der Textilindustrie in Entwicklungsländern zu verbessern und die Verbraucher für das Thema zu sensibilisieren. Die Textilproduktion von Aldi, Lidl und KiK in Billiglohnländern beobachtet CCC seit fünf Jahren.